Predigt: Zu Gott gehören (Jesaja 43, 1-4) 19. Januar 2014

jesaja43Es ist schon erstaunlich, wem ich eigentlich alles gehöre – wer alles Anspruch auf mich erhebt.
In Jesaja 42 erklärt Gott seinen Anspruch auf mein Leben. Er sagt: “Du bist mein”. 

Predigttext: Jesaja 43, 1-4
Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! 2 Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.
3 Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland.

Liebe Gemeinde,
jeder der in Franken groß geworden ist, dem ist irgendwann im Leben einmal diese eine seltsame Frage gestellt worden – diese Frage, die es so wohl nur in unseren Breitengraden gibt: „Sag mal, wem g´hörst denn du?”.

Wem gehörst du denn?

Ja – wem gehöre ich? – Die Fragestellerin (meistens sind da ja etwas ältere Damen) will eigentlich nur wissen, wer meine Eltern sind. Aber die Frage hat es in sich: “Wem gehörst du denn?”.
Ich habe es mir mal überlegt: Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich ziemlich vielen gehöre: Zuallererst meiner Familie. Da wird ja auch manchmal darum gerungen, wem der Papa jetzt gehört, mit wem er jetzt spielen muss – und auch sonst fühle ich mich meinen Damen daheim ziemlich verpflichtet. Ich kann nicht einfach abhauen – anscheinend gehöre ich ihnen.
Dann denke ich an meinen Arbeitgeber, die Kirche – die nimmt mich ziemlich in Anspruch. Auch wenn sie nie sagen würde: “Der Seidel gehört mir”. Irgendwie ist es ja doch so, dass in der Kirche wie in vielen Firmen auch, der Arbeitgeber Engagement erwartet, das über die offizielle Arbeitszeit hinausgeht, man soll jederzeit für Anrufe zur Verfügung stehen … naja, irgendwie gehört man seinem Chef auch ein bisschen. Familie … Arbeitgeber … man könnte viele andere Beispiele finden, wo wir erleben, dass jemand uns haben möchte, Besitz von uns ergreifen.

Ob es die Liebe ist, die sagt: Du gehörst mir!
Oder eine Firma, eine Partei, eine Organisation die sagt: Du bist unser Mann!
Da steckt beides darin: Hinwendung, Wertschätzung, aber eben auch ein Besitzanspruch. – Jeder von uns muss seinen Weg finden, mit diesem Besitzansprüchen, diesen Forderungen umzugehen.

Gott sagt: Du gehörst mir

Unser Predigttext ist ein Abschnitt aus dem Prophetenbuch des Jesaja, in dem Gott seinen Besitzanspruch an uns Menschen formuliert. „du bist mein”! Du gehörst mir. Du, Mensch gehörst Gott!
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Dieser Satz ist ein Klassiker im Bereich der Taufsprüche. Wahrscheinlich deshalb, weil es um den Namen geht, bei dem der Mensch gerufen wird. Aber viel happiger und schwerwiegender sind die letzten drei Wörter: „Du bist mein”. Denn hier geht da ja auch um einen Besitzanspruch – nämlich den Anspruch Gottes auf das Leben eines Menschen.

Bedeutet das, dass da noch einer an mir herumzerrt? Dass da noch jemand ist, der eine Scheibe von mir besitzen will?  Nein, es geht um viel mehr! Was das konkret heißen kann, möchte ich an vier Punkten deutlich machen.

Heimat haben

Erstens: Wenn ich Gott gehöre, weiß ich auch, wohin ich gehöre. – Ich habe eine Heimat bei Gott.
In einer unglaublich mobilen und sich in jeder Hinsicht wandelnden Welt ist es gut, wenn man weiß, wo man hingehört. Wenn man einen Ort, eine Heimat, eine Herkunft hat. Einen Ruhepunkt, wo man ausschnaufen kann, wenn einem alles zuviel wird. Einen Schutzraum, wo hin  man sich zurückziehen kann, wenn gerade alles schief geht. Ein „woher”, wo man nahe bei seinen Wurzeln ist.
Heimat in dieser Hinsicht kann einem die Familie und das Heimatdorf sein – selbst dann, wenn man nur einmal im Jahr zur Kirchweih nach Brunn kommt. Aber man weiß: Das ist mein „Daheim”.

Und dann denke ich an den verlorenen Sohn: Der nach seiner Odyssee froh ist, dass er sich an seine Heimat, an seinen Vater erinnert, und dort einen Neuanfang finden kann. Offene Arme, die schon lange auf ihn gewartet haben. Ein liebevolles „Willkommen”, das Gefühl, wieder zur Ruhe zu kommen – und wieder zu sich selbst zu kommen.
Jesus sagt: Gott ist dieser Vater, diese Heimat. Er kennt dich seit deiner Geburt, du gehörst zu ihm, er hat dich geschaffen und zu ihm kannst du jederzeit kommen. Egal war kommt, egal was war.

Identität

Zweites: Gott sagt „ich habe dich bei deinem Namen gerufen” – und sagt mir damit, wer ich bin. Kein Mensch kann von alleine wissen, wer er ist. Erst wenn ich anderen gegenüberstehe, wenn sie mich ansprechen, dann weiß ich, wer ich bin, was ich ihnen bedeute, was sie von mir halten. Philosophisch gesprochen: Erst durch das Du werde ich zum Ich!

So manches Du drückt mir Wertschätzung und Zuneigung aus. Als Eltern zum Beispiel haben wir da eine gewaltige Verantwortung, für das “Ich” der Kinder. Denn wir sind es, die ihnen vermitteln, dass sie geliebt, wertvoll, und wunderbare Einzelstücke sind. Oder wir bringen ihnen bei dass sie unerwünscht, wertlos und störend sind – und sie werden genau das werden.

Jetzt müssen wir noch einmal zur Taufe zurück. Wir haben unseren Namen natürlich schon vor der Taufe bekommen. Sonst hätten die nicht Getauften ja gar keinen Namen. Aber bei der Taufe sprechen wir den Namen des kleinen Erdenbürgers vor Gott aus. Er wird auch für Gott ein Du – und so kann er auch ein „ich” werden. Ein „ich” im Gegenüber von Gott.

Wem das zu abstrakt ist: Ich kenne jemanden, der hat sich damit gebrüstet, dass sein Vater einmal Barack Obama, den Präsidenten der USA getroffen hat und ihm vorgestellt worden ist. Und er ist der festen Überzeugung, dass sein Vater deshalb ein ganz Besonderer ist. Da können wir als Getaufte nur müde lächeln. Denn wir wurden in  der Taufe Gott höchstpersönlich mit Namen vorgestellt – und nicht nur irgend einem Präsidenten. Und das ist nun wirklich etwas ganz großartiges.

Einer kämpft für mich

Drittens: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen

Gott geht mit seinen Kindern anders um als Konfirmanden mit ihrem Smartphone. Es passt nämlich auf sie auf. Wer ihm gehört, auf den wirft er auch ein achtsames Auge.
Wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen – das klingt auf den ersten Blick fast übermenschlich-unverletzlich. Aber halt: Idylle ist etwas Anderes!  „Wenn du ins Feuer gehst” steht da. Wer geht schon gerne freiwillig durchs Feuer. Hier steht nichts davon, dass Gott uns alles Unangenehme und Schwere vom Hals hält, dass alles glatt läuft. Aber wenns durch Feuer geht, dann ist er auf meiner Seite und bewahrt mich davor, darin zugrunde zu gehen. Darum geht es bei Gottes Segen.

Ein Weg und ein Ziel

Der Vierte und letzte Punkt: Wenn ich zu Gott gehöre, bringt das auch Verantwortung mit sich. Eingangs habe ich es schon erwähnt: Wenn ich jemandem gehöre, erhebt er auch einen Anspruch an mich, will mitbestimmen. Wenn ich meiner Familie gehöre, möchte sie meine Anwesenheit und mein Mithelfen und Mitdenken daheim.
Wenn ich als Getaufter zu Gott gehöre – dann möchte er auch etwas von mir. Dann ist die Nachfolge die logische Konsequenz. So, wie Jesus seinen Jüngern gesagt hat „folge mir nach”, so sind auch wir gefordert, in unsrem Reden und Handeln seinem Willen zu entsprechen. Unsere Begabungen und Fähigkeiten für ihn einzusetzen. Liebe zu üben und bereit sein, anderen zu vergeben. Und nicht zuletzt andere für den Glauben zu gewinnen.

Getauftes Kind Gottes zu sein ist Gabe und Aufgabe. Gott zu gehören ist ein Geschenk, aber es fordert mich auch heraus, dem entsprechend mein Leben zu gestalten. Mal gelingt es mir besser, mal fällt es mir richtig schwer. Ein auf und ab.

Und manchmal fragt man sich vielleicht, ob man das denn überhaupt gut genug hinbringt – oder Gott vielleicht schon abwinkt und sagt: Das war wohl nichts. Genau dann hat unser Predigttext wieder seinen Auftritt und erinnert uns daran: Dass wir zu Gott zu gehören ist seine Entscheidung gewesen, nicht unser Können: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!

Amen

 

Hinweis: Das Bild rechts oben zeigt den “Verstaler” der Goldschmiedin Claudia Mohr mit den eingravierten Vers aus Jesaja 43: Weitere Verstaler finden Sie in ihrem Atelier Herrlichkeiten.com

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