Predigt: Schwerter zu Pflugscharen (Jesaja 2, 1-5) 6. August 2017

Hinweis: Eine aktuellere Predigt zu Jesaja 2,1-5 aus dem Jahr 2019 gibt es hier:

https://www.pastors-home.de/?p=3894

„Schwerter zu Pflugscharen“ – in einer Zeit, die in vielen Perspektiven immer mehr aufrüstet? Jesajas Rede verweist auf unsere Verantwortung, aber auch darauf, dass wir Frieden nicht selbst schaffen können.

Predigttext: Jesaja 2, 1-5
Dies ist das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, schaute über Juda und Jerusalem.
2 Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen,
3 und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufgehen zum Berg des HERRN, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem.
4 Und er wird richten unter den Nationen und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.
5 Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des HERRN!

 

Liebe Gemeinde,

“Schwerter zu Pflugscharen” – dieses Wort des Propheten hat die Friedensbewegung geprägt.
Ja … die gabs einmal … damals, als Westen und Ostern immer mehr aufrüsteten. Mit Massenvernichtungswaffen versuchte man ein Gleichgewicht der Abschreckung herzustellen. Und viele fühlten sich wie auf einem Pulverfass, bei dem man sich fragte, wie lange es noch dauern wird, bis einmal die gesamte Menschheit bei einem weltweiten Nuklearen Schlagabtausch in einem Flammenmeer untergeht.
Und die Erleichterung war groß, als das Klima taute und die Großmächte USA und UDSSR bzw. Russland endlich bereit waren, diese tödlichen Arsenale zu reduzieren.
Endlich schien der Frieden gesichert. Und jetzt? Geht das schon wieder los? Nordkorea zündelt mit Raketen wie ein unreifes Kind, dem eine gefährliche Waffe in den Schoß gefallen ist. Nicht viel, anders sieht es im Iran aus. Und an den Schlüsselpositionen vieler mächtiger Staaten weiß man auch nicht mehr so genau, ob die von Drohungen und Machtbewusstein strotzenden Reden uns nicht geradewegs in eine Welt zurückführen, die wir vor über 20 Jahren hinter uns gelassen hatten.
Schwerter zu Pflugscharen …. und jetzt wieder neue Schwerter?

so unwirklich …

Was ich da beim Propheten Jesaja lese, klingt attraktiv:
Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.

Attraktiv – und zugleich aber auch so unwirklich und fern.
Ich überlege mir:
Als der Prophet Jesaja etwa 700 Jahre vor Christus das zu den Menschen in Jerusalem gesagt hat, war ihnen das auch ziemlich fremd, und sie haben sich gefragt, was dieser Gottesmann von ihnen will. Schließlich befand man sich laufend in Auseinandersetzungen mit Nachbar-Mächten, für die militärische Aktionen das Mittel der Wahl waren, um ihre Interessen durchzusetzen.
Und sie haben sich wohl gefragt: “Jesaja, was willst du uns damit sagen?
Wir können es uns nicht leisten, unsere Schwerter wegzuwerfen- Sonst sind wir geliefert.”

im Sandkasten betrachtet

Vielleicht ist es hilfreich, wenn man dieses große globale Geschehen nicht im Ganzen betrachtet, sondern aus einer ganz kleinen und begrenzten Perspektive:
Wie wäre es zum Beispiel mit den 2 Quadratmetern eines Sandkastens, in dem einige Kinder spielen.

Wer da genau hinschaut, merkt, dass dort die gleichen Spiele gespielt werden, wie rund um unseren Globus in den Königshäusern vor 2700 Jahren oder den Regierungsgebäuden und Konzernleitungen heute.

Auf der Erde wie auch im Sandkasten haben wir ein begrenztes Spielfeld und begrenzte Ressourcen: Da gibt nicht endlos viel Sand, Platz, Förmchen und Schaufeln.
Und je nach Situation wird mehr oder weniger konfliktfrei im Sandkasten gespielt.

Aber irgendwann ist Schluss mit lustig: Da nimmt Sophia der Chantal ein Kuchenförmchen weg. Vielleicht hat die das gar nicht gebraucht, aber jetzt, wo die andere es genommen hat, regt sich in Chantal die Unzufriedenheit und der Konflikt flammt auf. Wie das dann weiterläuft ist nicht immer vorhersehbar; aber oftmals kommt es dann zur bewaffneten Auseinandersetzung: Man wirft sich Sand in die Augen, schlägt mit der Plastikschaufel dem Andern auf die Finger oder reißt das begehrte Förmchen mit Gewalt an sich.

Ja, der Sandkasten ist manchmal das Abbild des Verhaltens der Großen, nur die Wahl der Waffen und die Art der Folgen der Gewalt unterscheiden sich.

“Schwerter zu Pflugscharen” – das wäre ja auch ein Ansatz für unseren kleinen Sandkasten: Alles, womit sich die Kleinen gegenseitig wehtun könnten, wird aus dem Sandkasten verbannt. Schaufel, Stecken und sonstige mögliche Waffen werden weggesperrt. Eltern, die so etwas versucht haben, wissen, wie wenig erfolgversprechend diese Methode ist: Beim nächsten Streit schmeißen sie sich dann eben mit bloßen Händen den Sand gegenseitig in die Augen und gehen zum Schlagen, Zwicken und Beißen über.

Und wieder ist der globale Sandkasten nicht viel anders: Die Großmächte haben zwar ihre Atomwaffenarsenale abgebaut. Aber Kriege werden weiter geführt:
Im Nahem Osten versinkt Syrien in Schutt und Elend.
In Afrika verhungern Tausende, während die Mächtigen und örtlichen Warlords ihr eigenes Süppchen kochen.
Und der globale Handel muss sich fragen lassen, inwieweit das nicht auch eine Art Krieg ist, wenn weltumspannende Großkonzerne ihre Macht ausnutzen, um ganze Regionen unseres Planeten zu unterbezahlten und ausgebeuteten Hinterhof-Produktionsstätten zu machen.

“Schwerter zu Pflugscharen” – die Abschaffung von Waffen allein ist anscheinend nicht die Lösung des Problems.

Die Vision des Propheten Jesaja ist eine andere. Er sagt:
viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufgehen zum Berg des HERRN, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem.  Und er wird richten unter den Nationen und zurechtweisen viele Völker.

Und dann, liebe Gemeinde, erst dann werden sie anfangen, ihre Waffen zu sinnvolleren und friedlicheren Gerätschaften umzubauen.

Da sind also zwei Schritte erkennbar, die nacheinander kommen: Zuerst einen Weg zu haben, der der richtige ist, um miteinander friedvoll leben zu können, und dann erst kann man die Waffen verschrotten.
Interessant in dieser Perspektive: Die Waffen werden entsorgt, nicht weil sie so gefährlich wären, sondern, weil man sie schlicht und einfach nicht mehr benötigt.

Das ist bedenkenswert:
Kein Friede, den man verordnet.
Keiner, der wiederum mit Sanktionen und neuen Bedrohungen gesichert werden muss.
Friede, der einfach da ist, weil die Menschen den Frieden als guten und lohnenden Weg erkennen und ihn auch gehen.

Das Problem der real existierenden Menschen

Soweit diese wunderbare Vision des Propheten – aber dann schaue ich wieder auf unseren Sandkasten:

Klappt das denn wenigstens da?
Ich glaube, wir als Eltern, Großeltern oder Erzieher bemühen uns aufs Beste den Kindern deutlich zu machen, wie gut es ist, seine Probleme friedvoll und gewaltfrei zu lösen, und zugleich das selber auch vorzuleben.
Wollen es so halten, wie Jesaja; nämlich dass sie “hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.”
Tja, und dann kracht es trotzdem und die lieben Kinder dreschen im Sandkasten wieder aufeinander ein, mobben sich in der Schule, oder befeuern einen Shitstorm im Internet.
So sieht unsere reale Erfahrung häufig aus.

Wir haben eben leider keine ideale Welt.
Da läuft nicht alles nach Plan, nach Wunsch oder nach dem, was richtig und vernünftig wäre. Zwangsläufig bleiben unsere Bestrebungen nach einem friedvollen Miteinander Stückwerk. Das wird nie ganz klappen; dazu stehen wir Menschen uns selber viel zu oft im Weg.

Vor dem UNO-Hauptquartier in News York steht eine Skulptur, die einen Menschen darstellt, der ein Schwert zur Pflugschar umschmiedet.
Dieses Bild ist eine Vision, die die Vereinten Nationen stets vor Augen haben. Aber in ihren Bemühen um Frieden stoßen sie immer wieder an Grenzen, sind sich bewusst, dass dieses Ziel nicht erreichbar ist. Die Skulptur vor der Tur der UNO und die Wirklichkeit in den Verhandlungsräumen passen da oft genug ganz und gar nicht zusammen.

Übrigens: Wenn man genau hinschaut – kann man entdecken, das der Prophet Jesaja gar nicht damit rechnet, dass wir Menschen das verwirklichen. Es spricht davon, dass das ein Ziel am Ende der Zeit sein wird; ein Zustand, den Gott allein herstellen kann und auch wird.

Darauf macht Jesaja seinen Zuhörern und uns als Lesern seiner Worte Hoffnung … und zugleich bremst er unsere Erwartungen, dass wir die Welt grundlegend verändern könnten oder müssten.
Es gibt Veränderungen, die haben wir nicht in der Hand.
Das ist ernüchternd – aber auch entlastend und realistisch.

Ihr seid das Licht der Welt

Bleibt uns nur noch abwarten und auf bessere Zeit hoffen?
Hände in den Schoß legen, weil es sowieso nur Gott regeln kann?
Beileibe nicht. Am Ende unseres Abschnitts von heute trägt uns der Prophet
unsere Hausaufgabe auf:
Kommt nun, (ihr vom Hause Jakob), lasst uns wandeln im Licht des HERRN.

Bei allem, was ich eben nicht schaffen kann: DAS kann ich in Angriff nehmen. Mein Leben im Licht Gottes zu führen. Das zu tu, wovon ich weiß, dass es Frieden bringt.
Schon jetzt kann ich für mich beschließen, statt der Schwerter lieber Pflüge anzuschaffen, und Sicheln statt Speere. Meinen Teil dazu beizutragen, dass ich selber auch nicht mehr Lust habe Krieg zu spielen …
weder im Sandkasten,
noch in meiner Familie, oder meinem Dorf.

Denn da fängt er an, der Friede.
Wo ich mit dem Herz, das sich Frieden wünscht, als Christ genau diesem Frieden immer wieder nachjage.
Versöhne, statt vergelte.
Liebe säe statt Rechthaberei zu pflegen.

Da kann ich als Christ das sein, was Jesus uns aufgetragen hat:
Ihr seid das Salz der Erde; ihr seid das Licht der Welt

Amen

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Ein Kommentar

  1. Pingback:Schwerter zu Pflugscharen … auch im globalen Sandkasten (Jesaja 2, 1-5) 17. Juli 2005 | Pastors-Home reloaded

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