Liedpredigt: Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne, 31. Juli 2016

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Das Lied „Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne“ von Peter Strauch gehört nicht zu den allerbekanntesten. Es findet sind im „Liederheft für die Gemeinde“ als Nr 059. Noten gibt es beim Verlag SCM zum Download .

Liebe Gemeinde,
“Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht”, zwei Verse dieses eher unbekannten Liedes haben wir gerade gesungen. Mal wieder so ein modernes Lied. Wobei “modern” ja auch relativ ist: Es ist inzwischen 35 Jahre alt und stammt von Peter Strauch, der auch das viel bekanntere “Herr, wir bitten: Komm und segne uns” geschrieben hat.

Ein bisschen ist das auf dem ersten Blick ein Lied wie Kraut und Rüben. Denn da ist vieles sehr ungewöhnlich zusammengemischt:
Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht – der Refrain klingt fröhlich und hell … aber dann kommts dicke:
Die Dunkelheit verbirgt das Licht, von Tränen und Feindschaft, von Krieg, Terror und Schmerzen ist die Rede, und eine Zeile später lässt das Lied schon wieder die Sonne aufgehen und spricht von der Nähe Gottes. Und dieses Ineinander haben wir in jedem Vers.

Noch verbirgt die Dunkelheit das Licht, und noch sehen wir die Sonne nicht. Doch schon zieht ein neuer Tag herauf, und das Licht des Morgens leuchtet auf.
– Ja was denn jetzt? Ist es jetzt dunkel oder nicht? Leuchtet das Licht des Morgens auf, oder ist die Sonne noch weg?
Das Lied löst das nicht auf, es gibt uns keine einfache Antwort. Es lässt uns im “dazwischen” von Tag und Nacht hängen.

Grundsätzlich mögen wir das ja lieber ein bisschen besser sortiert:
Loblieder und Klagelieder, alles zu seiner Zeit.
Gute Zeiten – schlechte Zeiten.
Damit kommen wir viel besser klar. Aber diese Verse haben für unseren Wunsch nach Klarheit kein Verständnis.
Und darin spiegelt sich ja die Frage nach dem Reich Gottes. Der Gedanke, dass Gott als Herr dieser diese Welt seinen guten Willen, seine Liebe in alle Ecken dieser Welt hineinträgt. Eine Welt ohne Leid, Ungerechtigkeit und Tod. Eine vollständig erneuerte Welt, frei von dem, was uns täglich belastet.  Davon schreibt unsere Bibel, darauf warten wir Christen seit Generationen. Und warten … und warten ….
Und doch hat Jesus gesagt: Das Reich Gottes ist unter euch. Es ist mitten unter euch am Wachsen. Wie ein Senfkorn, erst winzig, und dann wird es immer größer und wird Platz bieten für alle Lebewesen.

Und zugleich schaue ich mich um, und gewinne manchmal den Eindruck, dass nicht alles immer  besser wird. Manches wird auch immer schlechter. Wo ist das Wachstum? Wo ist da was Reich Gottes nennenswert sichtbar?

Liebe Gemeinde,
in den Zeilen dieses Liedes spiegelt sich unser Dilemma mit dem Reich Gottes:
Es ist schon da, und doch noch nicht.
Jesus hat als Zeichen dieses neuen Reiches Gottes damals Kranke geheilt – also ist es ja irgendwie da!
Und zugleich hat Jesus uns im Vaterunser beigebracht zu beten “dein Reich komme” – also muss es erst noch kommen.

Wir hängen wirklich dazwischen – zwischen dem Reich, das schon irgendwie da   ist und dem, das noch wirklich kommen muss.
Nur: Wie geht man damit um, mit etwas, was gleichzeitig da und noch nicht da ist?

Schauen wir, was Jesus in der Bergpredigt gemacht hat. Da hat er von diesem kommenden Reich Gottes gesprochen:
“Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen”
Jetzt aber mal ehrlich: Mit den Sanftmütigen ist das doch meistens ganz anders: Die besitzen gar nichts, weil sie sanftmütig sind und von den Andern nach Strich und Faden ausgenutzt werden. Mit denen kann man´s ja machen!

Man müsste sagen “dämlich sind die Sanftmütigen!”
Aber da spielt Jesus nicht mit! Weil das kommende Reich Gottes anders funktioniert, und dann wird es sich zeigen: Die Sanftmütigen haben eine Zukunft, und nicht die eiskalten Ausbeuter.
Und dieser Jesus fragt mich: Woran willst du dich orientieren? Nach welcher Strategie willst du handeln. Und mit welcher Brille willst du diese Welt deuten?

Stellst du dich auf die Seite des scheinbar dominierenden Dunkels, oder auf die des kommenden Lichts, das hie und da einen zarten Schimmer an den Horizont malt?
Jesus sagt: Das Licht kommt, das ist Fakt!  Aber du musst dich entscheiden, wie du damit umgehst.

Singen wir jetzt die Verse 3-4

Liebe Gemeinde,
Krieg und Terror sind noch nicht gebannt, und das Unrecht nimmt noch überhand. Doch der Tag, er steht schon vor der Tür. Herr, du kommst! Wir danken dir dafür.
Letzte Woche hat mich nach dem Anschlag in Ansbach ein Foto besonders beeindruckt. An einem großen Pflanzkübel mit einem Buchsbaum war ein Schild gelehnt. Darauf stand: “Meinen Hass kriegt ihr nicht”.

Da hat sich einer entschieden nicht in der Logik dieser finsteren Welt zu reagieren. Sich nicht auf das Spiel der Mächte einzulassen, die unseren Planeten in einen Ort des gegenseitigen Hasses, der Rache und des Todes verwandeln wollen.

“Meinen Hass kriegt ihr nicht”. Dieser Satz ist nicht neu. Diesen Satz hat  Antoine Leris im November letzten Jahres auf seine Facebookseite geschrieben. Kurz nachdem die Attentäter von Paris seine Frau zusammen mit über 130 anderen Menschen bei einem Konzert umgebracht hatten.
“Meinen Hass kriegt ihr nicht” – Ich werde euer Spiel des Finsternis nicht mitspielen!

“Liebt eure Feinde” so hat Jesus es formuliert. Ein Satz, an dem man sich genauso immer wieder stößt. Weil er nicht nur schwierig klingt, sondern mindestens genauso schwer zu befolgen ist.
Weil er quer liegt zu dem, was wir alltäglich erleben und oft genug auch selbst empfinden. Denn wir selbst sind ja auch Lebenwesen in dieser Welt mit dem Reich Gottes, das das eine Mal schon spürbar da ist, und ein anderes Mal meilenweit entfernt erscheint. Das wirkt sich auch auf unser Leben aus.

Ich kann mich noch erinnern, dass ich mal eine Zeitlang dieses Lied furchtbar fand. Dieses “die Gott lieben werden sein wie die Sonne” hat mich richtig angewidert, weils mir so süßlich und so rosarot vorkam. Was steckte dahinter? Das war zu einer Zeit, als ich mit einigen Leuten in so einer Art innerem Kriegszustand war. Unzufrieden mit der eigenen Situation, wohl auch missgünstig
einigen Menschen gegenüber. Und da passte das Lied nunmal gar nicht, weil da grade nicht Sonne in mir, war sondern ich mit arg viel inneren Schatten zu kämpfen hatte.
Und da war dieses Lied wie so eine Mahnung, wie so ein Kritiker, der keine Distanz kennt und mir auf die Pelle rückte:
“Mensch! Wer, wenn nicht du, soll so handeln, wie es den anbrechenden kommenden Reich Gottes entspricht? Wie willst du denn auf Gottes neue Welt hoffen, wenn du gleichzeitig noch die Spielchen der alten Welt michtmachst? Die Spielchen mit Auge um Auge, das egoistische Kreisen um das eigene Glück…?”

Liebe Gemeinde.
Sie merken: Das Lied ist kein politisches Programm – eher etwas sehr persönliches. Es gibt keine Tipps für die Bewältigung globaler Krisen. Aber doch ist es eine sehr eindringliche Ansage. Gerade angesichts einer Welt, die in vielen Bereichen aus den Fugen geraten erscheint:

Es erinnert mich an unsere Hoffnung, dass Gott diese Welt in der Hand hat. Dass seine Herrschaft einmal alles verändern wird. Und dieses kommende Reich, das hie und da schon zu erkennen ist, ermutigt mich mit anders zu denken, anders zu sein und anders zu handeln, als diese alte Welt auf dem Ersten Blick von mir zu verlangen scheint. Weil die neuen Spielregeln der Liebe Gottes es sind, die diese Welt mit verändern werden.

Amen

Hinweis: Antoine Leiris hat über die Geschehnisse nach dem Tod seiner Frau eine Biographie geschrieben: „Meinen Hass bekommt ihr nicht„.

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