Anspiel als Verkündigung zur Europameisterschaft 2016: Solange Gott unser Spiel nicht abpfeift, haben wir Hoffnung (26. Juni 2016)

Zueuro16d unserem Gottesdienst im Grünen (auf einem Fußballplatz) greifen zwei Spielszenen unterschiedliche Themen auf: Zum Ersten die Frage, wie wir unsere Kirchen-Mannschaft aufstelln. Zum Zweiten die Hoffnung, die wir als Christen gerade auch in schwierigen Situationen nicht nicht aufgeben wollen.

Besetzung ( Bei uns war es eine Frauen-Fußball-Mannschaft):
Pfarrer
Trainer
Lena: Torhüterin mit verletztem Finger (in Szene 1)
Angie: Schiedsrichterin mit verlorener Brille (in Szene 1)
Selin: Sensibel-ehrgeizige Spielerin (in Szene 2)

euro16aSzene 1: Jeder wird gebraucht – und auf der Ersatzbank ist auch noch Platz
Alle treffen sich, wollen mit den Spielen anfangen.

Trainer: So … schön, dass ihr jetzt auch endlich da seid. Die anderen haben sich schon warmgemacht. Du, Lena gehst wieder ins Tor, dich Angie  brauche ich heute beim Trainigsspiel als Schiedsrichterin.

Lena:  Das kannste vergessen!

Trainer: Wieso? Spinnst du?

Lena: Hallo, schau dir meinen Finger an: Nagelbettentzündung. Da kann ich im Tor keinen Ball halten. Mit einer Hand geht da ja auch nicht gerade besonders…

Trainer: Na klasse, aber wir brauchen jemandem im Tor!
Lena: Nimm halt die Christina! Der ist eh auf dem Feld immer recht langsam. Sie  müsste auch im Tor ganz gut stehen.

Trainer: Ok … dann kannst DU ja heim gehen, mit dem Finger bist du ja echt nicht zu gebrauchen. (schreit in Richtung Platz) Christina, du musst ins Tor … die Lena  hats mit den Fingern!

Lena: Äh …..naja, wenn du meinst, dann geh ich halt wieder heim … (geht langsam etwas geknickt davon)

Trainer: (zu Angie ) So, jetzt zu dir. Da hast du die Pfeife und die Karten , dann können wir ja endlich starten.

Angie: Nö, ähm meine Brille ist vorhin kaputt gegangen …. Und ohne die sehe ich praktisch nichts, was auf der anderen Seite von Spielfeld passiert.

Trainer … das kann doch nicht wahr sein … hat sich denn heute alles gegen uns verschworen?

Angie: Na, nimm doch  die Lena! Die braucht zum Pfeifen ja nur eine Hand. Und ich könnte die Position vom Christina übernehmen – die ist ja jetzt unbesetzt, weil die im Tor steht.

Trainer: Huhu …. Lena …  halt … stopp , komm zurück, wir brauchen dich! Willst du Schiri machen?

Lena: (kommt zurück) Hey klasse, na das werd ich schon hinbekommen!

Trainer: (gibt ihr Karten und Pfeife) Also auf gehts, meine Damen – zeigt jetzt mal, dass auch die Frauen mit dem Ball zaubern können (geht in Richtung Pfr, trifft sich mit Pfr)

Pfr: Na, wie läufts?

Trainer: Mann ich sags dir: Der schiere Wahnsinn. Nichts funktioniert, lauter Kranke, verletzte Halb-Blinde … da wirst du echt verrückt! Ich habe immer gedacht, die Männer sind immer so wehleidig … aber auch dei Frauen haben manchmal so ein Verletzungspech.

Pfr: Moment! Wo ist jetzt das Problem? Schau, du hast doch jetzt jede von ihnen ideal in deine Mannschaft eingebaut. Wo eine eine Schwäche hat, da hast du es geschafft, dass sie kein Problem mehr ist. Alle sind wieder im Spiel, keine steht am Rand. Jede kann so, wie sie ist mitmachen.

Trainer: Ja, das mag ja stimmen. Aber ich hätte doch alles gerne ein bisschen flexibler ….

euro2016bPfr: Ach weißt du, so, wie du es machst, so hoffe ich es, dass wir es in der Kirchengemeinde auch hinbekommen: Dass jede und jeder seinen Platz findet, der ihm entspricht. So wie er ist.
Die Musikalischen singen, sitzen an der Orgel oder sind im Posauenchor. Und dann sind die da genau richtig eingsetzt. Andere haben Spaß an der Arbeit mit den kleinen Kindern, oder kommen gut mit den Konfirmanden zurecht. Manche mögen die Atmosphäre in der Familienkirche, andere zieht es in den normalen Gottesdienst oder zu landeskirchlichen Gemeinsachaft.

Trainer: Und die spielen dann alles perfekt zusammen? Ganz ohne Fouls und  Rempeleien?

Pfr: Nunja, ich sage mal: Wir haben auch so ein paar Spielregeln. Die da helfen.

Trainer: Aha … wie sehen die da aus?

Pfr: Liebe Gott und liebe deinen Nächsten, wie dich selbst. Das ist sozusagen die alleroberste Regel.

Trainer: Aha! Und das klappt?

Pfr. Ich würde sagen: Wir versuchen es, so gut es geht, und hoffen dass Gott uns da auch ein bisschen unterstützt, bei dem Liebe üben.

Trainer: Und was ist mit denen, die gar nicht mitspielen wollen?

Pfr. Naja, eingeladen ist ja jeder. Manche kommen öfter vorbei, andere seltener …

Trainer: Ohja! Das kenne ich. Und wenn dann wieder mal einer vorbeischaut, der seit den halben Jahr nicht mittrainiert hat, dann kann der sich einiges am Gemotze anhören

Pfr. Das kenne ich: So ein bisschen frotzeln: “Ach, sin mer aa mal wiedder da in der Kirch…?”

Trainer: Aber im Grunde sind ja doch alle froh, wenn jemand wieder vorbeischaut.

Pfr: Genau. So geht uns das auch. Ich finde es schade, dass manche aber genau vor diesem “Ach.. bist auch mal wieder da …” Angst haben. Müssten sie eigentlich nicht, weil wir immer Verstärkung brauchen können. Wir haben als Kirchengemeinde ja auch eine recht große Ersatzbank. Für solche, die oft lange nicht auf dem Spielfeld auftauchen, aber doch immer wieder mal da sind, wenn es genaus was in ihrer Kragenweite gibt.

Trainer: Genau – viva la Mannschaft, Leute mit Ideen, mit Engagement, mit Freude am Dabeisein.

Pfr: Vielleicht auch noch solche, die Singen können … (Liedansage)

 

euro1016cSzene 2: Hoffnung – das macht unser Spiel aus!

Pfr und Trainer stehen wieder am “Spielfeldrand”, sozusagen im Gespräch vertieft. Da kommt plötzlich Selin schlechtgelaunt vom Platz gestapft. Sie hat keine Lust mehr. …

Trainer: Hey, was ist denn jetzt los? Bist du verletzt, hast du was mit dem Magen?

Selin: Ich habe keine Lust mehr! Das gewinnen wir nie! 2:0 im Rückstand – das holen wir nimmer auf.

Trainer: Moment! Ihr habt doch noch 7 Minuten, und noch die Nachspielzeit!

Selin: Und da glaubst DU, dass wir das Spiel noch drehen? Das ist gegessen!  Der Drops ist gelutscht! Aus vorbei – verloren – fertig. So ein Mist!

Trainer: Ja, und da gibst du jetzt einfach auf? Was bist denn du für eine Sportlerin? Hey, dort sind deine Mädels, deine Mannschaft, die brauchen dich – ohne dich wirds natürlich erst recht nichts.

Selin: Ach so, ich solls dann rausreißen, oder was?

Trainer: Immerhin bist du eine von den Elf  Leuten auf´m, Platz. Denk an die EM, an die Vorrunde, wie oft da die entscheidenden Tore in den letzten Minuten und in der Nachspielzeit gefallen sind.

Selin: Ja … da bei denen …

Trainer: Und warum soll das jetzt bei uns anders sein?

Selin. Ach halt so .. was weiß denn ich (ihr fällt irgendwie kein Argument mehr ein) … na guuuut, dann gehe ich halt. (trabt wieder in Richtung Spielfeld)

Pfr: Ob die es noch packen?

Trainer: Hey, auch wenn es schlecht aussieht, die Hoffnung darf man nie aufgeben.

Pfr: Stimmt – das kenne ich bei uns in der Kirche auch.

Trainer: Ach, seid ihr auch im Rückstand? Sieht es so schlecht aus?

Pfr: Nunja … ich mein ja nicht mal nur die Kirche. Überhaupt hat man ja öfter den Eindruck, dass das Spiel des Lebens nicht so ganz rund läuft. Dass öfter die Falschen am Schluss gewinnen; dass alles schief geht. Und dass man sich dann fragt: ob denn da noch was zu retten ist.

Trainer: Aber hallo, so viel Pessimismus  – das passt doch gar nicht zum Pfarrer.

Pfr: Ich schau ja mal bloß die Fakten an: In der Weltpolitik gibts immer öfter Situationen, wo du nur den Kopf schütteln kannst – Nicht bloß bei den Engländern. Der Klimawandel scheint irgendwie doch keinen zu interessieren, und auch im Kleinen gibts ja auch immer wieder Sachen, die einen verzweifeln lassen.

Trainer: Aber das ist ja noch lange kein Grund, alles hinzuschmeißen, und das Feld zu verlassen. Die Spiel ist ja noch lange nicht aus. Da ist noch nicht alles verloren – das sag ich meinen elf Leuten auf dem Platz immer wieder….

Pfr: Hm … elf auf dem Platz …. Bei Jesus waren es damals zwölf! Die hatten ja damals auch ganz schlechte Karten.

Trainer. Wie?

Pfr: Naja, die haben am Karfreitag auch gedacht, das Spiel ist aus. Jesus hängt am Kreuz – alles verloren. Und dann gabs doch noch eine Wende: Gegen alle Erwartung! Mit seiner Auferstehung hat es Jesus ihnen gezeigt: Solange Gott das Spiel nicht abpfeift, ist alles möglich.
Daraus haben die Jünger es gelernt: Vertrauen, dass sich etwas ändern kann – das ist ganz wichtig!

Trainer: Hat Jesus nicht auch mal gesagt: Glaube kann Berge versetzen? Da muss ich dran denken, wie oft unsere Mannschaft sich noch mal motiviert hat, sich nicht aufgegeben hat, und doch noch etwas geschafft hat, was man ihnen gar nicht zugetraut hat. Manchmal tut sich ja schon allein dadurch etwas, weil man eben nicht die Hoffnung über Bord wirft.

Pfr: Bestimmt! Deshalb ist es auch wichtig, dass wir Christen ganz vorne mit dabei sind, wenns um Verantwortung für die Zukunft geht. Weil wir nicht den Mut verlieren wollen dass sich diese Welt von uns gestalten lässt. Weil wir für eine gerechte Gesellschaft einstehen wollen. Eine, in die man gerne unsere Kinder hinein entlässt. Weil diese Gesellschaft auch die Werte unseres Glaubens transportiert: Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Rücksichtnahme, Hoffnung!

Trainer: Das ist aber jetzt schon ein recht großes, ambitioniertes Ziel – das ist ja fast wie EM-Finale. Bist du dir sicher, dass du das hinbekommst?

Pfr: Ich weiß schon, dass ich nur ein kleines Licht bin. Aber eben einer von vielen. Und jeder wird gebraucht, jeder mit seiner Hoffnung, mit seinem Glauben. Dann kann man vielleicht etwas bewegen. Und natürlich wisen wir ja: Wir sind nicht allein! Wir setzen ja unsere Hoffnung auf Gott, dass er das tun kann, wozu unsere Kraft zu klein ist.
Und genau darum, weil es ihn gibt, will ich die Hoffnung nie aufgeben.

Alle: AMEN

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