Radioandachten auf Charivari 98.6 im Juli 2015

Montag: Die Minions

Guten Morgen,
kennen sie die Minions?
Seit letzter Woche sind sie ja im Kino zu sehen, diese … ja wie sagt man da … diese gelben Figurebn mit Schweißerbrille und blauer Latzhose. Überall sieht man sie, auf Plakaten, auf Verpackungen, Minions an allen Ecken und Enden – total süß und voll Kult!
Die sind aber auch goldig! Ein bisschen naiv, tollpatschig, piepsige Stimme und ziemlich verplant – einfach zum Liebhaben!!!
Wenn Sie glauben, die Minions gibts nur im Kino – nein, die gibt es auch in echt. Manchmal sogar in der Nachbarschaft oder im Kollegenkreis:
Sie sind zwar nicht gelb – aber ein bisschen naiv, tollpatschig, ziemlich verplant – und wenn sie den Mund aufmachen, versteht man nur die Hälfte.
Komisch: Die finden wir dann plötzlich nicht mehr süß – da schauen wir bestenfalls mitleidig herunter; meist aber lassen wir den anderen unsere Verachtung spüren.Die menschlichen Minions, mit denen macht keiner Werbung, die knuddelt keiner, die finder keiner cool und kultig.
Aber mein verpeilter Kollege, der könnte es gut brauchen, dass ich ihn einmal mit einem Blick anschaue, der sagt: ich weiß, wie schräg du bist, aber es ist schön, dass du da bist.Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Dienstag: Olli ist tot

Guten Morgen,
Olli ist tot. Er ist nicht das erste Meerschweinchen, von dem wir Abschied genommen haben – aber diesmal war alles anders.
Kurz nachdem unsere Kinder die Meerschweinchen ins Freigehege getragen haben, ist Olli plötzlich umgefallen, er atmete ganz schwach und aus der Schnauze liefen einige Tropfen Blut. Schreiend kamen meine zwei Töchter zu mir – und auch ich musste mir eingestehen: Olli wird jetzt wohl sterben.
Das Entsetzen war groß- aber nach ein paar Minuten war für die beiden Mädchen klar: wir sind auch jetzt für Olli da. Sie trugen ihn in eine schöne Ecke des Gartens und streichelten das sterbende Meerschweinchen – Bis sein kleines Herz zu schlagen aufgehört hatte.
Sie haben an diesem Abend viel geweint, ihm ein Grab hergerichtet mit einem Meer von Gänseblümchen, und eine ganze Woche lang wurde täglich ein Teelicht auf Ollis Grab gestellt.

Wissen sie, ich bin stolz auf unsere Kinder.
Damit meine ich nicht nur meine beiden – sondern generell; Unsere Kinder können viel mehr, als wir ihnen manchmal zutrauen, oder auch zumuten wollen. Und machmal können wir auch etwas von ihnen lernen – zum Bespiel den Mut, einem Sterbenden beizustehen – einfach dazusein, seinen eigenen Gefühlen zu folgen und zu sagen: Olli, hab keine Angst, wir lassen dich nicht allein.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen Mittwoch:

Pirahã Volk ohne Zahlen

Guten Morgen,
im Amazonasgebiet lebt da Volk der Pirahã. Das besondere an diesem Stamm ist, dass ihre Sprache nur drei Zahlen kennt: Eins, zwei und viele!
Das heißt: Sie zählen nicht! Sie unterscheiden nicht, ob sie 8 oder 9 Fische gefangen haben – denn ihnen fehlen die Worte dafür.
Manche Menschen behaupten, die Pirahã wäre das glücklichste Volk der Erde. Denn als Piraha ist es mir egal, wenn der Nachbar 30 Hühner besitzt, während ich nur 5 habe. Und wenn ich dem anderen ein Huhn verkaufe, dann feilsche ich nicht um ein der zwei Euro, sondern der andere gibt mir soviele Rüben oder Nüsse, wie er und ich meine, dass es passt.
Diese Pirahã halten in mir den Gedanken wach, dass ich manchmal glücklicher wäre, wenn ich nicht laufend am Vergleichen wäre. Wenn ich nicht neidisch auf die Gehälter der Anderen oder deren tolle neue Häuser schielen würde.
Schon in der Bibel widmen sich zwei von den zehn Geboten unserem menschlichen Vergleichen und Beneiden. „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Frau, Vieh … ja alles was ihm gehört“.
Ich weiß: Ohne Zahlen zu leben, das kann ich mir vorstellen.
Aber ohne das dauernde Vergleichen mit den Anderen zu leben – das, das das fände wirklich wunderbar.
Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen

Donnerstag: Wie die Blume auf dem Felde

Gutem Morgen
Ich stehe vor meinem Kleiderschrank, frisch geduscht, Unterwäsche ist schon an Mann, aber jetzt stellt sich die Frage: welche Hose, was obendrüber? Geht die Jeans, oder doch eine Stoffhose? Ich probiers mit der dunklen Jeans, schließlich steht heute auch ein Notartermin an. Aber welches Hemd? Das rote würde passen, aber ist irgendwie schon ein bisschen in die Jahre gekommen. Weiß wirkt nicht, das grünblaue? – Ausprobieren!
Ok, sieht gar nicht schlecht aus – aber perfekt ist es nicht. Hoffentlich packt mein neues Deo den Tag – bei den Temperaturen …. da fehlen mir die Erfahrungswerte … nicht dass es noch Flecken gibt.
Jesus sagt: „Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.“
Eigentlich müsste ich mir diesen Spruch aus der Bergpredigt an den Kleiderschrank kleben!
Sorge dich nicht – sagt Jesus. Heute würde er es vielleicht anders ausdrücken: Mach dich nicht verrückt! Es gibt immer welche, die sehen besser aus als du, ohne etwas dazu tun zu müssen. Aber du hast deine eigene Schönheit. Da musst du nicht lange rumbasteln – dein Schöpfer hat sich schon was dabei gedacht, als er dich genau SO gemacht hat.
Also, schnappe dir was aus dem Schrank … und starte in den Tag.

Freitag: Unkraut?

Guten Morgen

Er sah zum Erbarmen aus. Wie ein geprügelter Hund stand mein Kollege in der Gartenabteilung vom Baumarkt. Dann hat er mir das ganze Drama erzählt:
An diesem Tag hatte hatte er früh im Garten mal so richtig fleißig gearbeitet und jede Menge Unkraut herausgerissen. Nur war das Unkraut eine seltene exotische Tomatensorte gewesen, die seine Frau erst zwei Tage vorher gepflanzt hatte. Und nun suchte er händeringend nach Ersatz, um den Haussegen wieder gerade zu rücken.
Ich hab mich köstlich drüber amüsiert – musste aber auch an ein Gleichnis von Jesus denken. Darin hat er davor gewarnt hat, kleine Pflänzchen auszureißen, bevor man weiß, wie sie sich entwickeln.
Dabei ging es Jesus natürlich nicht um Tomaten. Er wollte davor warnen, zu früh ein Urteil über einen Menschen zu fällen – denn wir wissen oft nicht, was dahintersteckt und wie er sich entwickeln wird. Manchmal ertappe ich mich auch dabei, einen jungen Kerl als „Unkraut“ du definieren, weil er offenbar nur Flausen im Kopf hat.
Jesus sagt: Warte ab, du weißt nicht, was sich noch Gutes daraus entwickeln kann.
Und wo du anfängst Leute auszusortieren und zu verurteilen, machst du auch viel kaputt.
Tja- es ist schon schwierig eine exklusive Tomatensorte aus Mittelamerika aufzutreiben.
Aber wenn man einen jungen Menschen zum hoffnungslosen Fall erklärt, – was man ihm damit antut … das wieder gut zu machen … das ist wohl dann noch deutlich schwierigerer.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Samstag: Finishermedaille

Guten Morgen,
an diesem Wochenende startet in Roth wieder der Triathlon. Die große Challenge über die Ironman-Distanz und auch ein Bambini-Lauf für die kleinen.
Natürlich gibts für alle, die ins Ziel kommen, eine Finisher-Medaille. Wer es schafft, wer sich durchbeißt und nicht aufgibt, bekommt nach der Ziellinie die begehrte Medaille umgehängt – die zeigt: Ich habs geschafft!.
Zumindest die Kinder sind scharf drauf. Die Erwachsenen freuen sich, aber letztlich hängt das Ding dann doch irgendwo verstaubt neben den anderen Finisher-Medaillen der letzten Jahre. Weil es für die meisten Sportler eher normal ist, den gestarteten Lauf auch bis zum Ende durchzuhalten.
Echte Finisher-Medaillen sollten manche für ihr Leben bekommen.
Eltern, die ihre Kinder großziehen, sie auch in der Phase der Pubertät aushalten, und trotz mancher Rückschläge zu ihrem Kind stehen – bis es endlich auf eigenen Beinen steht.
Familienangehörige, die ihre alten pflegebedürftigen Eltern versorgen und diese bis zum allerletzten Atemzug begleiten.
Paare, die zusammenbleiben, obwohl es gerade nicht einfach ist. Die an ihrem Versprechen, festhalten: „in guten und in bösen Tagen“. Die immer wieder den Weg zueinander suchen, und die Hoffnung nicht aufgeben, dass es eine gemeinsame Zukunft geben kann.
Für das alles gibt es keine Medaillen – aber es gibt etwas, was deutlich wertvoller ist:
Die wunderbare Erfahrung: ich habe etwas Gutes erreicht habe, weil ich nicht vorzeitig aufgegeben habe.

Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.

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