Radioandachten auf Charivari 98,6 im Februar 2015

Montag: Lichtmess: Alles kann weg!

Guten Morgen!
Heute haben wir den 2. Februar – Maria Lichtmess. Das ist das offizielle Ende der Weihnachtszeit.
Spätestens jetzt packen die Letzten ihre Weihnachtsdekorationen ein und räumen sie auf den Dachboden oder sonstwohin. Er kann weg, der ganze Kram: Glaskugeln, Strohsterne, Lichterbögen, Rauschgoldengel, Krippe, Jesuskind …
… halt! Was ist mit dem Jesus? Dann der auch weg? Brauchen wir den nicht auch sonst übers Jahr?
Manche Menschen schaffen das auch ohne – sogar an Ostern. Kreuzigung und Auferstehung Jesu sind egal, wir haben ja den Osterhasen.
Nein – möchte auf Jesus nicht verzichten.  Denn er ist eben nicht einfach ein Dekostück für meine Weihnachtsidylle. Er gehört für mich zum Alltag.
Manchmal habe ich das Gefühl, er ist mir ganz nahe.
Wenn ich mich elend fühle, ausgepowert und schwach – dann ist es dieser Jesus, zu dem ich beten kann, und aus dem ich Kraft schöpfe.
Wenn ich mal etwas plane, was nicht so ganz in Ordnung ist, dann habe ich manchmal schon gepürt, wie er sagt: „He, so geht’s fei net!”
Meinen Jesus räume ich nicht auf den Dachboden – nicht mal im Gedanken.
Sein Platz ist mitten im Leben – da gehört er hin, demn da, in unserem Alltag, da kann und soll der Glaube an diesen Jesus seine Kraft entfalten.
Ich wünsche ihnen einen guten Tag.

Dienstag: Digitale Identität

Guten Morgen,
ich habe für mich ein neues Unwort gefunden: „Identitätsdiebstahl”.
Damit ist gemeint, dass jemand meine Internet-Passwörter klaut und dann unter meinen Namen online einkauft, auf Facebook seltsame Dinge schreibt oder mit meinem Email-Konto Unfug treibt.
Eben weil er meine Identität geklaut hat – also meine digitale Identität! – Aber auch nur die kann man mir klauen.
Wer ich wirklich bin – meine echte Identität – das kann mir niemand nehmen!
Ich bin ich. So, wie mich mein Herrgott geschaffen hat. Unverwechselbar, da kann man nicht schummeln. Da kann man mir keiner ein Passwort wegnehmen.
Auch wenn ich vielleicht in 30 Jahren klapprig und vergesslich geworden bin – ich bin ich, und wenn es auch nach außen hin bröckelt.
Auch wenn meine Lebenpläne scheitern – oder wenn tragische Ereignisse alles in Frage stellen: Ich bin immer noch da, kann neue Hoffnung schöpfen – man kann mich nicht mit einem Mausklick löschen.
Auch wenn andere mir plötzlich aus dem Weg gehen, weil sie gemerkt haben, dass wir ganz unterschiedlich denken – ich habe einen eigenen Kopf, ich brauch kein „gefällt mir” – das ist meine Identität.
Also – wenn sie heute in den Tag starten – vergessen sie nicht:
Sie sind wer! – Zum Leben brauchen sie keine digitale Identität, sondern Mut, Sie selber zu sein!
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.

Mittwoch: Jesus war da!

Guten Morgen,
im Internet hat ich ein lustiges Foto gesehen: Ein Supermarktregal mit der Aufschrift: „Wasser”. Aber es standen in dem Regal lauter Weinflaschen.
Das hat jemand fotografiert und mit einem Untertitel versehen: Jesus war da!
Ja, das ist die alte Geschichte von Jesus, der auf einer Hochzeitsfeier Wasser in Wein verwandelt.
Aber war Jesus wirklich in diesem Supermarkt?
Ich bin überzeugt: Ja, Jesus war in diesem Supermarkt, an diesem Regal!
Nicht wegen des Wasser und des Weins – da hat halt jemand bei der Beschilderung einen Fehler gemacht.
Aber ich erinnere mich daran, dass Jesus gesagt hat: Ich werde euch immer wieder im Leben begegnen – und zwar in den Menschen, die in euren Augen die schwächsten sind.
Wenn ich die Rentnerin sehe, die jeden Dienstag die Regale auffüllt, weil sie von ihrer Rente kaum leben kann … Jesus ist genau da!
Wenn ich verschämt im großen Bogen um den müffelnden Herrn herumgehe, der sich in unteren Regal die billigste eineinhalb-Liter-Flasche herausnimmt …. Jesus ist genau da.
Ja, Jesus ist eben nicht der smarte Wundertäter, der aus Wasser Bordeaux macht.
Er ist der, der mich gelegentlich kräftig in die Seite boxt und erinnert:
Das, was ihr einem von diesen schwachen Menschen an Gutem oder Schlechten tut – das tut ihr mir an.
Jesus ist genau da! Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.

Donnerstag: Essen teilen

Guten morgen,
haben Sie auf Facebook auch so Freunde, die immer ihr Essen mit Ihnen teilen?
Ich hab da einen, der macht das mindestens einmal die Woche:
Schäuferle mit Klöß beim Auflug in die fränkische Schweiz.
Zweites Frühstück beim neuen Brezen-Laden
Gebackener Karpfen mit Salat in Süden der Stadt.
Und immer schaut es lecker aus – man könnte glatt neidisch werden.
Das eigene Essen auf Facebook teilen ist ja auch kinderleicht. Viel schwieriger ist es, sein Essen in Wirklichkeit zu teilen.
Mitzuhelfen, dass auch in anderen Teilen unserer Erde Menschen etwas auf dem Teller haben. Das ist nicht so einfach, wie das Verschicken von Fotos der eigenen Mahlzeit. Und auch von hunderttausend „gefällt mir” Buttons wird kein Mensch satt.
Dass der Kaffeebauer in Bolivien eben von der Erträgen seiner kleinen Plantage leben kann – das funktioniert nicht, wenn ich immer nur den billigsten Kaffee kaufe. Wenn da ein Fairtrage-Siegel drauf ist, muss er naturgemäß mehr kosten.
Und wenn die Menschen auf der Flucht vor den Islamisten in Flüchtlingslagern landen – ich weiß doch, dass Hilfs-Organisationen eben auch nur soviel verteilen können, wie sie von den Bürgern der wohlhabenden Nationen gespendet bekommen.
Bilder seines Mittagessen teilen, ist billig – aber macht nicht satt.
Wer wirklich sein Essen teilen will, der muss sich das auch etwas kosten lassen.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.

Freitag: Codex Sinaiticus

Guten Morgen,
heute vor 156 Jahren machte ein junger Forscher auf dem Sinai die Entdeckung seines Lebens: Er war im dortigen Katharinenkloster zu Gast und suchte nach alten biblischen Handschriften. Die Mönche interessierten sich kaum für ihre alten vergilbten Pergamentblätter und hatten nichts dagegen, dass sich dieser junge Konstantin vom Tischendorf durch ihre Bibliothek wühlte. Und an jenem 7. Februar entdeckte er über 300 Blätter mit den Texten unserer Bibel.
Erst nach und nach wurde klar: Diese alten beschriebenen Ziegenhäute lagen seit eineinhalb Jahrtausenden in diesem Kloster – der Fund gehörte zu den bedeutendsten alten Handschriften der Bibel. Es sind die ältesten Dokumente, in denen Jesu Worte überliefert sind.
Interessant war Folgendes: Diese alten Schriften, stimmten fast aufs Wort mit der Bibel überein, die man bis dahin überliefert und immer wieder abgeschrieben hatte.
Es gibt ja Menschen, die meinen, die Bibel seit so alt, da hätte man immer wieder was dazuerfunden oder weggestrichen. Mit den alten Funden konnte man entdecken: Nichts wars mit der Stille-Post-Theorie. Diejenigen, die in vergangenen Zweitausend Jahren unsere Bibel überliefert haben, haben das sehr sehr sorgfältig getan.
Das man das entdeckt hat, finde ich ziemlich beruhigend – und darum bin ich richtig froh über diesen Fund – der heute Geburtstag hat.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.

Samstag: Take me to church

Guten Morgen,
sie kennen sicher das Lied „Take me to church”. Das läuft ja momentan alle paar Stunden im Radio und hat sich auch in den Charts ganz oben festgesetzt.
Mir als Pfarrer gefällt der Titel ja total: „Take me to church” – nimm mich mit in die Kirche. Aus dem Liedtext selber werde ich nicht wirklich schlau. Wo bei ihm etwas ironisch gemeint ist, und was hinter manchen Bildern steckt – ich tu mich bei diesem Liebeslied schon ein bisschen schwer.
Es ist übrigens nicht das einzige mit diesem Liedtitel: Sinead o´Connor hat im letzten Jahr auch ein Lied „Take to church” herausgebracht. Da gehts eher um einen Rückblick auf das eigene Leben, um Sünden, Fehler und Verletzungen.
Ja, und dann als drittes kann es auch sein, dass ihr Gesangbuch das Lied manchmal singt. Ja!
Haben sie es schon mal gehört? Bei Ihnen daheim irgendwo im Regal steht ein Kirchengesangbuch – das war vielleicht schon länger nicht mehr im Einsatz in einem Gottesdienst. Und da steht es nun einsam und unbenutzt herum zwischen Kochbuch und Reiseführer und singt sehnsüchtig: „take me to church” – echt: Das will mal wieder in die Kirche! Vielleicht tun sie ihrem Gesangbuch ja mal den Gefallen und nehmen es mit in die Kirche. Dann freut sich ihr Gesangbuch – und ihnen tut das hoffentlich auch ganz gut.
Und auf dem Heimweg singt ihr Gesangbuch vielleicht: Thank you for the music”
Ein schönes Wochenende wünsche ich ihnen.

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