Predigt:In die Zukunft sehen …? (Themenpredigt) 31. Dezember 2002

Was bringt das neue Jahr? Was kommt auf uns zu, an Erfreulichem und Traurigem? Was wird unser Land, was wird mich selbst betreffen?  Diese Frage steht hinter vielem, dass mir rund um Silvester begegnet.

– Die neue Ausgabe meiner Fernsehzeitung hat einen 16 Seiten dicken Abschnitt mit dem Titel: Ihr Jahres-Horoskop für 2003. Da kann ich also nachschlagen, was mir aufgrund meines Geburtsdatums in den nächsten zwölf Monaten ins Haus steht.

– Manche versuchen sich in der Metallurgie: Bleigießen ist auch ganz beliebt. Im Laden kann man das Blei mitsamt Löffel und Anleitung zum Deuten der geschmolzenen Bleistücke ganz billig kaufen. Sieht der Bleiklumpen aus wie ein Geldsack, darf ich mich freuen ; ähnelt er mehr einer Spritze, ist der Abend weniger lustig.

– Unter Jugendlichen finden sich hie und da einige Mädchen, die ihre BRAVO genau gelesen haben, und wissen wie man kunstgerecht die Tarot-Karten liegt. Dann wollen wir hoffen, dass der Herzbube, und nicht der Gevatter Tod gezogen wird.

Wir Menschen können nicht in die Zukunft schauen. Und gerade darum sind solche Möglichkeiten, ein bisschen in der Zukunft herumzuorakeln recht beliebt. Viele Menschen sehen darin einen Partyspaß – Aber allein die Tatsache, dass solche Dinge gerade zum Jahreswechsel Konjunktur haben, zeigt doch, dass wir einfach neugierig sind.

Wir wissen aber auch, dass sich manche Menschen nicht nur aus Jux und Tollerei damit beschäftigen, sondern weil sie wirklich wissen wollen, was die Zukunft bringt.

Das Angebot ist ja riesig.

~ Da gibt es Astrologen, die mit wissenschaftlichem Gehabe für viel Geld individuelle Horoskope erstellen.

~ Es gibt mehr oder minder halbseidene Wahrsager und Handlinienleser.

~ Das Kartenlegen ist durch die Esoterikwelle der 90er Jahre wieder attraktiv geworden.

~ Und überhaupt kann scheinbar jeder, der ein Räucherstäbchen anzünden kann, als esoterischer Lebensberater mittels kosmischer Energien Leute glücklich machen.

~ Wie einfach hatten es da die alten Griechen, die konnten sich an das Orakel von Delphi wenden, und dort Wichtiges über ihren zukünftigen Lebensweg erfahren

Liebe Gemeinde, sie sehen: es ist ein weites Feld vom scheinbar einfachem Spaß am “Zukunft ausknobeln” in der Silvesternacht bis hin zu hoch ernsthaften Deutungen himmlischer oder irdischer Phänomene. Warum wollen wir eigentlich etwas über die Zukunft wissen?

Eine mögliche Antwort wäre: Wir Menschen wollen planen, wollen eine Übersicht über das kommende Jahr haben, was unsere persönlichen Verhältnisse angeht. So, wie wir ja auch planen, dass die Kirchweih in der letzten Oktoberwoche ist, genauso könnten wir doch auch mit den bisher unvorhersehbaren Ereignissen besser umgehen, wenn wir sie schon vorher wüssten.

Ich traue aber dieser Antwort nicht! Denn eigentlich wollen wir doch nur hören dass die Zukunft, dass das nächste Jahr, ein gutes Jahr wird, mit finanziellem Wohlergehen, Gesundheit und Glück. Auf die Vorhersage von tragischen Ereignissen legen die wenigsten Leute Wert.

Ich vermute noch einen zweiten Grund: Meine Zukunft ist für mich ungewiss, ich habe sie nicht in der Hand, ich kann nicht darüber bestimmen. Aber ich würde gerne über alles, was mich angeht selber bestimmen, selber der Herr meines Lebens sein. Aber das kann ich nicht, weil ich nicht in die Zukunft sehen kann. Und das kann mich verrückt machen.

Eine mögliche Rettung vor dieser großen Unsicherheit liegt darin, dass ich mir eben fachlichen Rat hole von jemanden, der sich damit auskennt, von einem, der in die Zukunft schauen kann.

Kennen Sie die Geschichte vom König Saul, der vor einer wichtigen Schlacht gerne gewusst hätte wie es ausgeht? Der König von Israel stand im Krieg gegen die Philister. Die Lage war dramatisch. Er sah nur einen Ausweg: Er suchte eine Frau, eine Wahrsagerin auf, die für ihn den toten Ratgeber Samuel herbeibeschwören sollte. Das gelang auch. Aber die Worte, die Samuel dem König Saul sagte waren nicht das, was erhofft hatte. Samuel kündigte an: Morgen um diese Zeit wirst du mitsamt deinen Söhnen bei mir im Totenreich sein. So ist es dann auch geschehen. Saul unterliegt in der Schlacht und wird in die Enge getrieben. Um nicht seinen Gegnern in die Hände zu fallen bringt er sich selbst um.

Wie wäre es ausgegangen, wenn Saul nicht zur Totenbeschwörerin gegangen wäre? Wir wissen es nicht ; aber die Bibel macht an dieser Stelle deutlich: Der Gang zur Wahrsagerin war ein schwerer Fehler.

Hatte die Wahrsagerin recht, oder war es eine dieser so genannten “ selbst erfüllenden Prophezeiungen“? Ein Phänomen, womit sich Psychologen beschäftigt haben: Wenn ich als Autoritätsperson, als Wahrsager, jemandem ein Unglück vorhersage, kann es dazu führen, dass er zwangsläufig in der nahen Zukunft tatsächlich ein Unglück erleidet, weil er in seinem Unterbewussten geradezu darauf programmiert ist. Somit habe ich als Wahrsager nicht eine Zukunft vorhergesehen, sondern durch den psychischen Druck, den ich erzeugt habe, den andern in sein Unglück geschickt.

Ich denke da auch daran, dass vor einigen Jahren bei einem bayerischen Radiosender ein prominenter Astrologe einmal in der Woche im Studio war, und übers Telefon Eltern die Zukunft ihrer Kinder auf Grund ihrer Geburtsdaten vorhersagte. So mussten sich manche Eltern anhören, dass ihr Kind eine große musikalische Begabung habe, und deshalb einmal ein Künstler werden würde. Und die Aufgabe der Eltern wäre es, das zu fördern. Manchem sagte er schon ziemlich genau den zukünftigen Beruf des Kindes voraus.

Mir standen dabei die Haare zu Berge. Das arme Kind! Hat es überhaupt noch eine Chance sich frei zu entwickeln? Oder wird es von seiner Eltern zu dem getrimmt, was der tolle Astrologe prophezeit hat?

Zukunftsvoraussagen machen, glaube ich, niemals glücklich. Andeutungen in Horoskopen machen mich bestenfalls euphorisch, manchmal aber auch ängstlich, weil nicht genau weiß was hinter den vagen Formulierungen steckt. Die biblische Warnung, die uns in der Geschichte von Saul mitgegeben ist, sollten wir auch heute beherzigen.

Liebe Gemeinde, Ich möchte Ihnen heute nicht den Blick in die Zukunft vermiesen, sondern nur den Blick auf die falschen Worte über die Zukunft. Es gibt nämlich auch andere Zukunfts-Perspektiven, andere Vorhersagen für das neue Jahr.

Eine lautet zum Beispiel:  “ Ich weiß wohl, welche Gedanken ich über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung“ – so steht es dem 29. Kapitel beim Propheten Jeremia.

Darunter verstehe ich eine Vorhersage in gutem Sinn. Für mich unterscheiden sie sich deutlich von dem, was mir das Horoskop an Gutem fürs Neue Jahr sagt.

Denn diese Worte aus der Bibel machen mich zuversichtlich: Denn ich weiß, dass mein Leben nicht in der Hand eines blinden Schicksals liegt, sondern in der Hand eines liebevollen Gottes. Und diese Worte machen mich frei. Sie legen meine Zukunft nicht fest auf irgendwelche Ereignisse, sondern sie versprechen mir, dass Gott bei mir ist, dass er es gut mit mir meint.Das geht für mich viel tiefer als die Erfolgsversprechen der Tarot-Karten.

Denn diese Worte lassen mich auch in den schweren und finsteren Zeiten nicht alleine, sondern sie helfen mir, den Blick  auf den Gott zu richten, der letztlich Frieden, Zukunft und Hoffnung verheißt. Im neuen Jahr, fürs eigene Leben, und über den Tod hinaus.

Solche biblischen Worte Gottes, die uns frei machen und uns Zuversicht geben, möchte ich Ihnen heute auch mitgeben. Am Ende des Gottesdienstes wird jeder von ihnen einen kleinen Zettel mit einem Bibel-Vers erhalten. Ganz unterschiedliche Verse sind da drauf. Dieser Vers soll kein Orakel fürs kommende Jahr sein, keine guten oder schlechten Ereignisse vorhersagen. Vielmehr soll er ihnen die Liebe  Gottes zusagen. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.

Amen

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