Predigt zur Konfirmation: Worte, die bleiben (Markus 13, 31; Text der Jahreslosung 2004) 4. April 2004

Liebe Konfirmandinnen, liebe Konfirmanden, liebe Paten und Eltern und Verwandten,liebe Festgemeinde

Was schenkt man denn so seinen Konfirmanden?bpred101a Ich habe mir überlegt: warum nicht mal ein kleines Tierchen? Und damit ihr mit dem Füttern kein Problem habt , bekommt jeder von euch ein totes Exemplar – die fressen dann wenigstens nichts mehr.

Es handelt sich um einen Kopffüßler – Tintenfische zum Beispiel sind Kopffüßler –  einen Ammoniten, der vor etwa 100 Million Jahren auf der Insel Madagaskar gelebt hat. – Seht: Das ist der Kamerad! (Jeder Konfirmand erhält ein Exemplar eines versteinerten Ammoniten)

Das ist schon verrückt! 100 Millionen Jahre alt – erdgeschichtlich nennt man diese Zeit „Unterkreide“. Da sieht man, wie lange es unseren Planeten schon gibt, und wie lange das her ist, dass es da allerlei Getier gab.

100 Million Jahre – Ihr seid 13 bzw. 14 , unsere ältesten Gollhöfer Mitte 90!

Ich habe mal was ausprobiert: Dieses Band ist jetzt nämlich 100 Million Jahre lang. Da ist der Ammonit. und jetzt wickle ich das mal quer durch unsere Kirche ab: [Ein 16 Meter langes Trassierband wird abgerollt und im Kirchenraum aufgespannt].

Da hinten, an dem einen Ende, da lebte unser Ammonit. Und hier, am anderen Ende, da sind wir heute.

Jetzt wollen wir mal rechnen:

Wenn das Band 100 Mio Jahre „lang“ ist, dann steht jeder farbige Streifen (20cm) für 1,25 Mio Jahre.

 

… undbpred101b jetzt suchen wir einmal den Ötzi (Jungsteinzeit 3300 v.Chr), wo müsste man den einzeichnen?  = nicht ganz 1 mm vor dem Ende der Rolle!

… wie wärs mit den Pyramiden in Ägypten?

…. Jesu Geburt: Die passierte einen drittel Millimeter vor dem Ende des Bandes! Das ist grade mal ein dünner Bleistiftstrich.

… eure Geburt ??   Das hat sich zwei tausendstel Millimeter vor der Kante ereignet.

Ich habe auch herausgefunden:

… das Leben eines Menschen ist in etwa so lang, wie ein hauchdünne Frischhaltefolie dick ist, etwa 0,01 Millimeter.

Ich denke, ihr solltet angesichts des Alters den Ammoniten mit „Sie“ ansprechen.

Die Diskrepanz: Ich fühle mich wichtig, und bleibe doch ein Staubkorn.

Ist das nicht verrückt? Da feiern wir heute ganz festlich und mit großem Aufwand ein ganz bedeutendes Fest mit euch und für euch. Ihr steht heute im Mittelpunkt, die Verwandschaft ist angereist, Geschenke wurden eingekauft, Kuchen gebacken, Wirtshaus bestellt, Kirche geschmückt. Zwei Jahre lang habt ihr im Konfirmandenunterricht alles mögliche gelernt.

 

Und jetzt sagt euch der Pfarrer: Ihr seid doch eigentlich nur eine ganz unbedeutende Episode im Lauf der Weltgeschichte. Ein Staubkörnchen im Universum. Eigentlich völlig unwichtig.

Ob ihr da seid oder nicht, kann dieser Welt eigentlich egal sein.

Ja, ob jemand bedeutend ist oder nicht, darüber gehen die Einschätzungen oft auseinander.

Da gehst du morgens in die Schule, fühlt sich gut, hast am Wochenende etwas Tolles erlebt, und das willst du auch loswerden und weitererzählen. Aber kaum bist du in der Klasse angekommen, dreht sich alles um irgend einen großspurigen Mitschüler, der irgendwelche Sprüche klopft: Alle gucken auf ihn, keiner interessiert sich für dich.

In der letzte Stunde gibt es dann die Mathe-Schulaufgabe zurück, mit einer 5 hat es dich erwischt. Du kommst nach Hause, so klein mit Hut. Und da nimmt dich die Mutter in den Arm und sagt: Ach, was bin ich froh, dass wir dich haben, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ohne dich wäre.  Sieh an: irgendwie bist du doch ungeheuer wichtig.

– Komisch, mein Leben ist nur ein Wimpernschlag im Lauf der Weltgeschichte, aber dennoch ist mein Leben doch von Bedeutung.

Gott hat ein großes Herz für alles Kleine

Schaut euch bitte noch einmal diesen versteinerten Ammoniten an. Dieses Exemplar ist aufgesägt worden, damit man einmal die innere Struktur seines Gehäuses erkennen kann. Ich finde diese Muster wunderschön. Und das Erstaunliche: Jeder dieser Ammoniten sieht anders aus, hat eine andere Farbgebung, ein anderes Muster, er ist eben einzigartig. So, als hätte Gott sich die Mühe gemacht, schon vor 100 Millionen Jahren jeden dieser Ammoniten ganz individuell mit einem unverwechselbaren Muster auszustatten.

Da gibt es also einen Schöpfer, der kümmert sich um jeden einzelnen dieser winzigen Staubkörner im Universum. Der scheint nicht danach zu fragen, wie bedeutend du für die Weltgeschichte bist. Er sagt:

Ich habe dich geschaffen, jetzt bist du da, und genau für dich und dein Leben habe ich mir etwas Besonderes ausgedacht.

In der Geschichte vom Michel aus Lönneberga – von Astrid Lindgren – hat das schon die Magd Lina festgestellt: Auf dem Heimweg nach der Predigt, wo der Pfarrer erzählt hat, dass Gott den Menschen aus Erde geschaffen hat schaut sie Alfred an und sagt voller Bewunderung für den Schöpfer: „Nicht wahr? Der liebe Gott, das muss ein ganz feiner Handwerker sein, wenn der so wunderschöne Schnörkel in die Ohren machen kann.“

Ja, Gott scheint sich wirklich viel Mühe zu machen, dass jeder Mensch etwas Besonderes wird.

Auf der anderen Seite scheint sich Gott wenig dafür zu interessieren,

… wieviel Einfluß und Macht ich auf diesem Planeten habe,

… welche Heldentaten ich vollbringe,

… wie groß die Sprüche sind, die ich klopfe,

… wie teuer das Handy ist, das ich kaufe,

… wie angesagt die Klamotten, die ich trage

… wie groß die Häuser sind, die ich baue.

 

Denke daran: Dein Leben auf diesem Band …. nur zwei tausendstel Millimeter!

Aber Gottes Maßstab ist ein ganz anderer – er liebt dich als sein Geschöpf, er weiß selbst genau, was du drauf hast, und wo deine Schwächen sind. Ihn kommt es darauf an, dass die Liebe, die er für dich hat, auch Auswirkungen auf dein Leben hat.

 

Die Jahreslosung

Ich möchte das an einem Bibelvers deutlich machen, der offiziell als Jahreslosung für dieses Jahr gilt. Den Vers haben wir vorhin in der Lesung bereits gehört: „Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen“ (Mk 13.31). Das hat Jesus gesagt.

Himmel und Erde werden vergehen …. Der Blick auf diese 100 Millionen Jahre macht es mir irgendwie schon deutlich: Unser Planet ist im Wandel, nichts erscheint irgendwie dauerhaft. Angesichts dieser unvorstellbaren Zeiträume wirkt alles vorläufig und vergänglich.

Wenn mein Leben letztlich nur so lang sein soll, wie so eine Plastikfolie dünn, dann ist mir das eigentlich zu wenig. Ich hätte gerne etwas dauerhafteres, etwas größeres, an dem ich mich festhalten kann.

Und da bietet Jesus etwas an: Meine Worte werden nicht vergehen. An denen kannst du dich festhalten, und wirst nicht innerhalb eines Wimpernschlags wieder aus dieser Welt weggefegt.

 

Worte zum Festhalten

Dieser Bibelvers hat etwas Geheimnisvolles – was sind das für Worte, die angeblich niemals vergehen?

Normalerweise sind es ja gerade die Worte, wie so schnell vergehen und an einem vorbei-rauschen.

Das Reden der Lehrer in der Schule, geht ja oft bei einem Ohr rein und beim anderen wieder raus. Die Predigt vom Pfarrer genauso. Ähnlich ergeht den Ratschlägen und manchmal auch Vorwürfen eurer Eltern. Bei den Treueschwüren von Freunden weiß man manchmal auch, da die nicht ewig halten.

Was sind das für Worte, die ewig halten sollen? Wo liegen denn da die unvergänglichen Sätze?

Ich würde meinen: Die liegen überall in der Bibel herum, ihr müsst sie nur einsammeln! So ähnlich, wie ihr euch ja auch euren Konfirmationsspruch unter über 100 Sprüchen herausgesucht habt.

Denn tut jedem ein anderer Spruch gut.

 

Auf jeden Fall merke ich, dass ich für mein Leben in der Bibel immer wieder Worte zum Festhalten finde.

 

Worte der Liebe

Das sind zum Beispiel Worte der Liebe. Die sagen mir, dass Gott mich liebt, dass ich ihm nicht egal bin. Seit meiner Taufe weiß ich, dass ich zu Gott gehöre, dass er liebevoll für mich sorgt. Und seine Liebe wird auch nicht aufhören, wenn ich einmal einen Fehler mache. Ich habe einen himmlichen Vater, dem ich vertrauen kann. Er hat gesagt:

„Fürchte dich nicht, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“ –  das ist so ein Wort der Liebe für mich als Menschen.

 

Worte der Hoffnung

 

Da gibt es auch Worte der Hoffnung. Die tun mir gut, wenn es mir eben nicht gut geht, wenn ich niedergeschlagen, ratlos oder traurig bin. Wenn ich daran zweifle, dass der liebe Gott wirklich ein lieber Gott ist.

Jesus hat einmal gesagt “ Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“. Mit anderen Worten: „kommt her zu mir, wenn es euch schlecht geht und ihr Kummer habt, ich will euch wieder auf die Beine helfen“.

Bei meinem Gott kann ich mich auch einmal ausheulen und dann wieder mit neuer Kraft losstarten.

 

Und weil er gesagt hat: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“, sieht die Sache mit dem Tod auch ganz anders aus. Dann ist nach dem hundertstel Millimeter nicht Schluss, sondern auf mich wartet ein ewiges Leben.

 

Worte der Weisung

 

Gott streichelt uns nicht nur mit seinen Worten, er zeigt uns manchmal auch, wo es lang geht. Er will uns auch sagen, wie wir unser Leben gut und richtig führen können. Ich glaube, ihm geht es nicht so sehr um Detailfragen, ob ein Christ ein Piercing haben darf, oder nicht. Ihm geht es um die grundsätzliche Ausrichtung in unserm Leben.

Jesus hat einmal zu einem jungen Mann gesagt: Verzettel dich nicht mit irgend welchen kleinen Gesetzen. Es gibt zwei Regeln, wenn du dich an denen orientierst, dann läuft dein Leben in der richtigen Bahn: “ Liebe dein Gott von ganzem Herzen und Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Damit wäre das Wichtigste gesagt.

 

Liebe Konfirmanden,

Das mit den unvergänglichen Worten ist nicht leicht zu erklären; vielleicht ist es gar nicht zu erklären. Ich glaube: Ich kann höchstens als Pfarrer eine Theorie dazu aufstellen – das habe ich jetzt versucht.

Es beweisen zu wollen ist aussichtslos.

Die einzige Chance ist: Ihr probiert es aus; erst dann könnt ihr merken, ob es stimmt, dass die Worte, die Gott zu uns sagt, nicht nur Hand und Fuß haben, sondern eine Qualität haben, die tatsächlich unvergänglich ist.

 

Jetzt seid ihr dran, von heute an sollt und könnt ihr als selbstständige Christen euren Weg finden, mit diesen Worten der Bibel umzugehen.

Ich wünsche euch dabei gute und ermutigende Erfahrungen.

Damit ihr nicht aussteigt, sondern dabeibleibt.

Amen

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