Predigt: Gott als Bodyguard? (Gedanken zu Psalm 121,7) 9. September 2007, Taufe von Finn S.

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. (Psalm 121 ,7)

Liebe Familie S.bodyguard2,
im Taufspruch von Finn ist mir vor allem die zweite Hälfte hängen geblieben. Der geht es um einen, der mich behütet und nicht schläft. Also ein Bodyguard. Denn dessen Aufgabe ist es ja, immer wachsam zu sein und aufzupassen, dass seiner Schutzperson nichts widerfährt.

Wenn mir in der Schule ein Schüler sagen würde: „Gott ist wie ein Bodyguard”, dann würde ich wahrscheinlich die Stirn runzeln und sagen „naja …irgendwie schon… aber….”
Angeregt von Finns Taufspruch habe ich begonnen, einmal genau darüber nachzudenken, ob Gott vielleicht doch mit einem Bodyguard vergleichbar ist, und ich möchte euch diesen Vergleich einmal vorstellen:

Aufgabe 1 des Bodyguards: Schutz

Sprechen wir zunächst von den Erwartungen, die jemand hat, wenn er einen Bodyguard engagiert. Als Auftraggeber erwarte ich, dass der Leibwächter mich beschützt.
Viele Eltern sagen mir, dass ihnen bei der Taufe der Segen Gottes für ihr Kind sehr wichtig ist. Gott als Beschützer, der uns und unsere Kinder vor Gefahren bewahrt, einfach da ist, wenn wir ihn brauchen.
Menschen, die selber schwerbewaffnet durch die Gegend stampfen und sich ihrer Haut erwehren können, benötigen keinen Bodyguard. Einen Bodyguard brauche ich dann, wenn ich in der Frage meiner Sicherheit Defizite entdecke. Er soll dort einspringen, wo ich selber an meine Grenzen komme.

Viele Menschen erleben genau das mit ihrem Gott: Dass er da ist, wenn sie an ihre Grenzen kommen und nicht mehr weiter wissen. Wenn sie sich schwach fühlen und doch eigentlich stark sein müssten. Wenn sie alleine sind, und doch Hilfe bräuchten.

In einem irischen Segen heißt es: Der Herr sei um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen. – Gott als Bodyguard, viele unserer Erwartungen und Hoffnungen sehen Gott als denjenigen, der uns beschützen soll.
Wir wissen aber auch, dass das unsere menschlichen Erwartungen sind. Und die werden nicht automatisch von Gott erfüllt. Mit Gott an meiner Seite bin ich nicht unverletzlich. Er gibt mir keine Garantie dafür, dass mir nie etwas passieren wird. Krisen, Krankheit und Gefahren gibt es für Fromme und für Heiden.

John F. Kennedy war umgeben von einem Heer von Leibwächtern und trotzdem hat er durch ein Attentat sein Leben verloren. – Gott als Bodyguard, auch wenn er da ist, führe ich mein Leben unter den Bedingungen unserer gefahrvollen irdischen Welt.

Aufgabe 2 des Bodyguards: Sicherheitsgefühl vermitteln

Na super, wozu dann eigentlich der ganze Aufwand mit dem Bodyguard, wenn es letztlich auch dem schief gehen kann? Ich glaube, so eine Frage kann nur derjenige stellen, der keinen Bodyguard braucht.
Denn Leibwächter von Politikern und von Prominenten haben nicht nur die Aufgabe, vor der Kugel eines unbekannten Attentäters zu schützen. Sondern ihr alltägliches Brot besteht darin, einfach da zu sein, ein wachsames Auge auf die Umgebung zu richten und um im Notfall schnell eingreifen zu können.

Auch wenn über Jahre hinweg ein Leibwächter keinen einzigen Attentäter abwehren muss, ist der dennoch sein Geld wert: Der Beschützte kann ruhiger schlafen, fühlt sich sicherer. Die Angst und Unsicherheit, die ihn oft viele Nerven gekostet hat, ist viel viel kleiner geworden. Die große Leistung eines Bodyguards geschieht eigentlich innen drin, im Herzen, in der Seele des Auftraggebers. Seine Gegenwart schafft ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, der Beschützte kann sich befreiter dem Leben zuwenden.

Liebe Tauf Eltern, es ist kaum zu glauben, wie wichtig dieses Gefühl ist, dass man sich sicher und behütet fühl. Wenn wir am Abend mit den Kindern noch beten „müde bin ich, geh zur Ruh. Schließe meine Äuglein zu, Vater, lass die Augen dein über meinem Bette sein” da wird ganz viel von diesem Gefühl wahrnehmbar, dass Gott in der Nähe ist. Da verschwindet ganz viel Angst vor dem unbekannten Dunkel in der Nacht. Die Gewissheit um Gottes Nähe verändert meine Wirklichkeit.

Unser Glaube hat eben nicht nur mit Fakten zu tun – also der Frage „behütet mich Gott vor einem Autounfall”. Sondern da gehört es eben auch dazu, Vertrauen zu gewinnen für das, was man am heutigen Tag vor hat.

Der Bodyguard als ein Gegenüber: Die Beziehung

Noch etwas anderes:
Anfang der 90er Jahre lief der Film „Bodyguard” in den Kinos. Darin beschützt Kevin Costner  eine Sängerin, der ein Fan nach dem Leben trachtet. Gespielt wird sie von Whitney Houston. Im Laufe der Zeit kommen sich die beiden näher – werden zum Liebespaar, auch wenn es nicht so ganz einfach ist.

Das Verhältnis zwischen Bodyguard und demjenigen, den er beschützt, ist naturgemäß sehr eng. Schließlich ist er immer in der Nähe, teilt ein Stück des Lebens mit dem Beschützten. Da kommt man sich näher.

Wenn ich Gott als denjenigen verstehe, der mir allezeit nahe ist, ansprechbar ist; mit dem ich Höhen und Tiefen meines Lebens erlebe – dann geht das nicht ohne eine Beziehung. „Glaube” nennt man das, wenn Gott ein Vertrauter meines Lebens ist, der einfach dazu gehört, ohne den ich mir mein Leben gar nicht vorstellen kann.

Ohne Beziehung zu Gott kann ich mir „Glauben” nicht vorstellen, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sich das Gefühl entwickelt, von ihm behütet und geschützt zu sein. Ein Bodyguard – und das Gleiche gilt auch für Gott – ist kein lebloser Ausrüstungsgegenstand wie eine schusssichere Weste – sondern er ist ein Gegenüber, mit dem ich mein Leben teile.

Gott ist MEHR als ein Bodyguard

Liebe Gemeinde,

auch wenn man Gott und einen Bodyguard gut vergleichen kann – sie sind natürlich auch etwas völlig unterschiedliches. Man stelle sich vor, Mose hätte am Schilfmeer einen Bodyguards bei sich gehabt der versuchen würde das Schilfmeer mittels eines 10-Liter-Eimers oder einer Windmaschine zu teilen. Oder soll er ihnen gar den Weg freischießen?

Gott hat eben ganz andere Möglichkeiten, die einen menschlichen Leibwächter daneben ganz schön blass aussehen lassen. Und das ist nicht zu unterschätzen. Wenn dieser Verbündete meines Lebens eigentlich immer alle Optionen offen hat – „geht nicht gibt’s nicht”. Das ist da Besondere am Glauben, da steckt in vielen schwierigen Situationen in Leben viel Kraft drin. Die Hoffnung das Gott nicht am Ende ist, wenn unsere menschlichen Mittel erschöpft sind.

Wunder können geschehen … oder die geschehen eben nicht. Das haben wir nicht in der Hand, weil Gott eben nicht unser bezahlter Leibwächter ist, und wir die Chefs. Vielmehr ist es umgekehrt – er ist der Herr – und da müssen wir uns manchmal von ihm sagen lassen, wo die Reise hingeht.

 

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. Liebe Andrea, lieber Heiko, lieber Finn, ich wünsche euch dass ihr immer wieder die Spuren Gottes in eurer Nähe spürt.

– Seine Spuren als Leibwächter, der euch beschützt.

– Seine Wärme als derjenige, der euch lieb hat.

– Seine Stupser, wenn er euch den rechten Weg weist.

– Seine Kraft als derjenige, dem nichts unmöglich ist.

Seid gut behütet. Amen

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