Predigt zur Konfirmation: Aufgeweckt statt eingeweckt (Symbolpredigt zum Wecker) 17. April 2011

Symbolpredigt zur Konfirmation: Es geht um den Wecker und seine vielfältigen Möglichkeiten im Leben … und um den Glauben, der aufgeweckt werden will.

Liebe Laura, lieber Markus,

es gibt Geräusche, die rufen in uns sofort bestimme Gefühle hervor. Zum Beispiel ein klingelnder Wecker. Wenn ich den höre, kriege ich fast reflexartig schlechte Laune, es zieht sich in mir etwas zusammen, ich ziehe unmerklich den Kopf ein, als wollte ich tiefer unter die Bettdecke schlupfen … ach, ich will jetzt nicht aufstehen, im Bett isses so gemütlich, muss das wirklich sein? Ihr merkt, wer so auf den Wecker reagiert, der ist ne echte Schlafmütze.
Aber ehrlich gesagt: Wenn diese unerfreulichen 10 Minuten rum sind, da bin ich dann doch froh, dass der Wecker nicht erst um 8 geklingelt hat. Denn dann ist der Tag noch jung, man kann etwas anpacken, man kommt mit netten oder interessanten Menschen zusammen – ja es wird ein guter Tag – aufgeweckt und munter kremple ich die Ärmel hinter: Es geht los!

Aufgeweckte Leute haben mehr vom Leben

Aufgeweckt – ja aufgeweckte Leute, das sind die, denen der Tag gehört. Die was draus machen können, die nicht das verschlafen, was da so alles auf sie zu kommt. Weil sie die Augen offen halten, wahrnehmen, was los ist, checken worum es geht. Aufgeweckte Leute können das Leben genießen, sie sind es, die entdecken, dass da gerade eine Blume vor ihrem Fenster blüht, dass da jemand heute besonders freundlich ist, die sind in der Lage, das tolle Wetter zu genießen. Stellen sich einfach mal hin, schließen die Augen und spüren, wie schön es ist, wenn die Frühlingssonne die Haut erwärmt.
Schlafmützen kriegen sowas nicht mit. Die verpennen das Wichtigste, hoffen, dass in der Schule nichts Unvorhergesehenes passiert und sie nicht in Unterricht drankommen, und schlorchen mittags heim, um dann im Halbdunkel des eigenen Zimmers weiterzudösen.

Liebe Laura, lieber Markus, ich habe euch als aufgeweckte Leute kennen gelernt. Vor zwei Jahren habt ihr nicht gekniffen, als klar war: „wir sind nur 2 Präparanden, aber das kriegen wir hin!” Auf eure Mitarbeit, euer Mitdenken konnte man sich verlassen. Ein Jahr lang habt ihr jede Beerdigung zusammen als Kreuzträger gemanagt. In der Vorbereitung der Vorstellungsgottesdienstes habt ihr mit Frau Müller-Romankiewicz auch noch selber Überstunden eingefordert. – Ihr seid auf zack: Aufgeweckte Leute eben.
Darum habe ich hier den Wecker als Symbol mitgebracht. Weil es rund ums Aufwecken so einiges zu sagen gibt.

Glauben aufwecken statt einwecken

Erstens: In zwei Jahren Präparandenzeit und Konfirmandenzeit habt ihr so Einiges über den Glauben gelernt, eigene Erfahrungen gemacht.  Im Reliunterricht kam und kommt da ja auch noch Manches dazu. Wir hoffen, dass damit bei euch etwas geweckt worden ist. Interesse am Glauben, am Leben mit Gott. Euer Konfirmationsversprechen ist ja die Zusage, als Christ den eigenen Glauben ins Leben einzubauen. Glauben wecken, darum geht es.
Wecken, aber ja nicht einwecken. Das macht man ja mit Obst: Eingeweckte Pflaumen liegen ewig in Einmachglas im Keller. Man kann sie sich ansehen, sie sind gut aufgeräumt, aber keiner macht sie auf und nascht davon. Dann sind sie sinnlos, wenn man sie bloß aufhebt und nicht nutzt. Das eingeweckte Zeug vergammelt im Keller und irgendwann schmeißt man es weg.
Das kann man auch mit seinem Glauben machen. Alles gelernt, rein ins Einmachglas, Konfikreuz und Konfirmationsurkunde an die Wand nageln und fertig. Kann man sich immer mal anschauen, aber man muss ja nichts damit zu tun haben, nicht auf Gott vertrauen, nicht beten. Kann man ja später vielleicht mal wieder rausholen … irgendwann – Das ist eingeweckter Glaube.
Ich hoffe, dass ihr den Mut habt, den Glauben in euch wachzuhalten, damit ihr etwas davon habt, von dem Gefühl, dass Gott bei euch ist und für euch da ist.

Aufgeweckte Leute sind wachsame Leute

Zurück zum Wecker und zu meinem zweiten Punkt.
Ich möchte behaupten: Ein aufgeweckter Kerl kriegt mehr von seiner Welt mit, als einer, der trantütig durch den Tag schleicht. Der hat wache Sinne, ist damit auch wachsamer gegenüber dem, was nicht gut läuft, oder nicht gut für ihn ist. Mit aufgewecktem innerem Radar kann ich ein gutes Gespür für Dinge und Menschen entwickeln. Ich merke, was mir gut tut, oder was mir sinnvoll erscheint. Und ich merke, wo etwas Mist ist, wo man Spielchen mit mir spielen, mich ausnutzen will.
Würde ich mich mit einem wachsamen Geist drauf einlassen, mich bei DSDS vor Millionen von Leuten zum Deppen zu machen, wenn mir doch schon Freunde gesagt haben, dass ich nur jeden dritten Ton treffe? Hört auf eure inneren Alarmglocken und macht nicht jeden Blödsinn mit, bloß, weil andere meinen, dass es cool ist.
Aufgeweckt einen eigenen Standpunkt haben und ihn auch vertreten, das ist wirklich etwas wert!

Ein funktionierender Wecker lasst uns ruhig schlafen

Drittens:
Wer glaubt, ein Wecker ist nur dazu da, jemanden aufzuwecken, der irrt. Der Wecker sorgt manchmal sogar für einen ruhigen Schlaf.  Ich kann mich noch an Abiturprüfungen und Uni-Examen erinnern: Das gehts ja um was. Da darfst du nicht verschlafen. Wie oft ich da mich abends nochmal rumgedreht habe: Ist der Wecker auch auf Wecken eingestellt? Und der zweite Wecker auch? Und was ist, wenn über Nacht die Batterie alle wird?
Ein 100% verlässlicher Wecker ist da Gold wert. Ich kann mich beruhigt schlafen legen. Denn ich weiß: Zuverlässig wird er mich morgen um 6 Uhr aus dem Schlaf klingeln … keine Sorge, das wird schon.
Ihr merkt: Wenn das Grundvertrauen stimmt, dann kann man entspannt sein, dann muss man sich nicht verrückt machen. Dann kann ich auch ruhig leben und beruhigt schlafen. Auf Gott vertrauen zu können, gehört für mich zu den Grundlagen des Glaubens. Zu wissen: Er ist da, er lässt mich nicht im Stich.
Es ist nicht alles einfach, es geht nicht alles nach Wunsch; und manchmal passieren Dinge, die einen ins Schleudern bringen – gar keine Frage . Aber gerade dann tut es mir gut, einen zu haben, an dem ich mich festhalten kann. Wo dann das Vertrauen zu Gott, das über Jahre hinweg gewachsen ist, mich trägt, mir Zuversicht gibt. Das ist etwas ganz Wunderbares.

Wachsam sein, und die Augen offen halten ist das eine. Aber wir brauchen auch die Fähigkeit, uns mal innerlich fallen lassen zu können, darauf zu vertrauen, dass Gott es mit unserem Leben gut meint, dass er über mich wacht.

Auferweckt – da kommt was auf uns zu!

Viertens:
Ein letzter Gedanke dreht sich buchstäblich um Gott als Wecker. Genauer gesagt als „Auferwecker”. Am kommenden Ostersonntag feiern wir, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat. Klar, da hilft kein normaler Wecker, die Macht dazu hat nur Gott selber. Und Paulus sagt, dass das mit Jesus keine einmalige Aktion war. Jesus war der allererste, der von ihm auferweckt wurde. Genauso wird Gott einmal diejenigen, die auf Jesus Christus vertrauen, auch auferwecken. Wenn das keine Ansage ist! Auferstehung der Toten ist eine der großen Nachrichten, die wir als christliche Kirche weitersagen dürfen.
Ich finde, diese Botschaft betrifft nicht nur die alten Leute – weil man vielleicht meint, die wären da näher dran, am Tod.
Ich bin der Überzeugung: Wer damit rechnet, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist, sondern dass Gott da mit ihm noch was vor hat, der kann sein Leben von Anfang an ganz anders planen und angehen!

Ein Beispiel dazu: Weil wir ja nur begrenzt lange leben, machen sich manche Zeitgenossen einen enormen „Lebenszeit-Druck”. Sie haben ja nur das eine Leben und müssen darum alles einmal erlebt haben. Also versuchen sie, aus diesem Leben alles an Glück herauszuquetschen, was irgendwie geht;  wie so eine Orange, aus der sie den letzten Tropfen Saft herauspressen wollen. Und merken dabei gar nicht, dass sie dabei oft vieles rücksichtslos kaputt machen, und damit nicht mal glücklicher werden.
Da gibts welche, die versuchen alles mögliche zu kaufen und zu besitzen, um zufrieden zu sein. Da leistest du dir endlich das iPhone4, bist glücklich über diesen Schatz und einem Monat später steht in der Zeitung, dass jetzt schon das iPhone5 rauskommt, mit noch tolleren Funktionen …
Andere machen das gleiche Spiel mit dem Glück der Liebe, hopsen vom einen Partner zum nächsten, weil man ja was verpassen könnte – und dabei hinterlässt man gebrochene Herzen und merkt zu spät, dass das wunderbar-verliebte Kribbeln im Bauch immer mehr verloren geht.
Wer zuviel will, der kann viel kaputt machen. Wenn ich weiß, dass mich nach dem Tod eine Welt erwartet, die das alles hier in den Schatten stellt, kann ich hier erheblich relaxter durchs Leben gehen.

Liebe Laura, lieber Markus,

es passiert eher selten, dass ich eine Predigt nur für zwei Personen schreibe. Und dann packe ich auch noch ne ganze Lebensphilosophie rein. Das ist schon ziemlich fies, aber wem sollte ich sowas zumuten, wenn nicht aufgeweckten Leuten wie euch.
Darum denkt immer wieder mal an einen der Aspekte rund um den Wecker:

Das Kunststück des Lebens besteht darin, aufgeweckt mit wachsamen Auge zu erkennen, was wirklich wichtig ist, und da sein Glück zu suchen. Und so manchen Quatsch sich und anderen zu ersparen.
Auf diesem Weg kann euch der Glaube eine große Hilfe sein, wenn ihr spürt, wie gut es tut, wenn man Gott auf seiner Seite hat.
Wir wissen: Die perfekte Welt kann euch keiner bieten – die kommt erst später –  aber aus dem Provisorium auf unserem Planeten da könnt ihr doch ganz ordentlich was draus machen.
Dazu wünsche ich euch Gottes Hilfe und Segen.

Amen

 

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