Andachten auf Charivari 98,6 im November 2012

– Montag: Staub zum Staube?
– Dienstag: Jesus als Apotheker
– Mittwoch: Feueralarm
– Donnerstag: Worte wie ein Löffel Senf
– Freitag: Start in den Advent
– Samstag: Gesangbuch wird volljährig

26. November: Staub zum Staube?

Guten Morgen,
im internet habe ich ein Video gefunden, in dem ein seriös aussehender Mann im weißen Laborkittel die drei angesagtesten Tablet-Computer in jeweils einem Mixer wirft – und die Maschine anstellt.
Es rumpelt, kracht, spreiselt und surrt. Nach ein paar Minuten stallt er die Mixer ab und kippt das Ergebnis auf den Labortisch: Drei Häufchen aus feinem grauen Staub – nicht größer als eine Kinderfaust. Das war alles, was übriggeblieben ist, von diesen drei teuren, in schönsten Bildschirmfarben leuchtenden edlen Tablet-Computern.
Schon ernüchternd.
Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zum Staube.
Diese Worte, hören wir immer bei Beerdigungen – und daran hat mit dieses Mixer-Experiment erinnert.
Irgendwann ist Schluss, und dann bleibt auch von uns Menschen nicht mehr viel Ansehnliches übrig. Egal, in welchem Glanz oder in welchem Elend wir dieses Leben geführt haben: Staub zum Staube!
Eins will ich nicht vergessen: I-Pads und andere Computer kennen keine Auferstehung! Die sind irgendwann kaputt und aus ist es.
Christen dagegen haben diese Hoffnung: Dass unser Leben mehr ist, als ein Häufen Staub am Ende – dass es weitergeht – in einer anderen Welt.
Darum war für mich der gestrige Totensonntag auch gar kein so trübsinniger Tag.
Für heute wünsche ich Ihnen alles Gute
27. November Jesus als Apotheker

Guten Morgen,
kürzlich bin ich über ein Gemälde gestolpert, auf dem Jesus als Apotheker zu sehen war. Im weißen Kittel steht er hinter verschiedenen Dosen mit allerlei Kräutern und Wirkstoffen. Mit einer Hand nimmt er gerade ein Löffelchen aus einem Beutel, auf dem „Kreuzwurz” steht. Und tatsächlich besteht dieses Mittel bei genauem Hinsehen aus kleinen Kreuzen.
Ich habe mir erklären lassen, was der Künstler damit ausdrücken will:
Dass dieser Jesus den Menschen eine Lebensmedizin zusammenstellt: Mit allem, was man braucht, damit das Leben gelingt: Gottes Liebe, Vergebung, Hoffnung, Friede …
Aber auch eine Prise dieser kleinen Kreuze: Erfahrungen, die weh tun, Schmerzen, Scheitern, Abschiede. Die dunklen Momente des Lebens.
– Auch solche Erfahrungen gehören zur Lebensmedizin!
Ehrlich gesagt: Ich hätte lieber ein Leben ohne Schattenseiten, ohne Pleiten, ohne Leid. Aber dieses Gemälde holt mich aus meinen Träumen und sagt mir:
Ein Leben ohne Probleme und Sorgen ist eine Illusion.
Was bleibt, ist Hoffnung, die dieses Bild ausdrückt:
Dass es dieser Lebensapotheker es gut mit mir meint: Dass er mir viel Gutes verschreibt, und mir nur die Dosis an Leidenserfahrungen verordnet, die ich aushalten kann.

Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

28. November: Feueralarm in der Kirche

Es war vor genau einer Woche am Buß- und Bettag: Ich stehe auf meiner Kanzel, die Predigt neigt sich dem Ende zu … da sehe ich hinten links in der Kirche Rauch aufsteigen. Ganz schwach, aber auf jeden Fall war da was. Und irgendwie hat es auch ungewöhnlich gerochen.
Was sollte ich tun?
Predigen aufhören und nach dem Feuerlöscher rennen?
Oder nach der Messnerin schreien?
Auf jeden Fall würde das den ganzen Gottesdienst durcheinanderwirbeln.Keiner wäre mehr bei der Sache; und das am Buß- und Bettag.
Ich habe einfach die Situation im Auge behalten und noch die zwei Minuten lang fertig gepredigt – die kamen mir vor, wie eine Ewigkeit.
Beim Lied bin ich dann hach hinten geflitzt und durfte feststellen: Falscher Alarm. Keiner hatte Rauch bemerkt, vielleicht war es nur Staub, der in der Sonne weißliche Wölkchen zeigte.
Aber ein bisschen nachdenklich hat mich das schon gemacht:
Bin ich ein Pfarrer, der gerne schöne Gottesdienste zelebriert, aber die Augen davor verschließt, wenns tatsächlich echte Probleme gibt. Egal, wenn hinten die Bude brennt, Hauptsache vorne ist es schön feierlich und die Fassade passt?
Nein so will ich nicht sein.
Und so soll auch unsere Kirche nicht sein.
Die Menschen, die uns anvertraut sind, die sind wichtig – und dann, wenn es da passt, können wir auch gerne schöne, Gottesdienste feiern.
Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen

29. November Worte wie ein Löffel Senf

Guten Morgen,
haben sie schon mal Senf verkostet? – Ich sag ihnen: Das hat was!
Da nimmst du so ein Löffelchen und probierts, schleckst ein bisschen daran herum …ja… passt schon … ja, und dann wenn du vermutest, dass der Senfklecks jetzt durch ist, entfaltet der aus dem hinteren Gaumen heraus eine Aromenexplosion – mein lieber, da schlackerst du mit den Ohren und wischst dir die Tränen aus den Augen.
Man darf halt nicht gleich ein Stück Leberkäse hinterherschieben, sonst ist der Effekt weg!
Das erinnert mich an diese Losungen aus der Bibel. Das sind so kleine blaue Heftchen, in denen für jeden Tag zwei Bibelverse drin stehe – mehr nicht. So ein kleines Häppchen.
Mit diesen Bibelhäppchen passiert manchmal das gleiche, wie mit dem Senf:
Du liest diese Zeilen … und da passiert erst mal nichts besonderes. Aber eine Stunde später, als du grad dabei bist, einer Kollegin in einer Mail so richtig die Meinung zu geigen, da fällt dir dieser Vers aus dem Heftchen ein – ja, und dann atmest mal tief durch – und löscht diesen einen Absatz, der echt nicht OK war.
Ja: Gute Bibelverse haben Nachwirkungen, die wir nicht unterschätzen sollten.
Man muss sie sich halt in Ruhe auf der Zunge zergehen lassen, wie so einen guten, scharfen Senf
Einen guten Tag wünsche ich ihnen.

30. November: Start in den Advent

Guten Morgen!
haben sie schon ihren Adventskalender?
Morgen ist ja der erste Dezember – da gehts dann los mit den Kalendertürchen.
Als Kind habe ich mich ja immer auf die Schokolade gefreut. Türchen auf- Schokolade raus – rein in den Mund damit und weiterspielen.
Jetzt als Erwachsener freue ich mich auch auf Kalendertürchen. Aber anders als früher: Denn das Türchenöffnen ist für uns daheim ein kleines Ritual. Sich Mittags nach dem Essen einen Espresso gönnen, das Kalendertürchen aufmachen, etwas naschen und 10 Minuten noch ein Plausch miteinander in aller Ruhe am Küchentisch, bevor es wieder an die Arbeit geht.
Egal wie hektisch der Advent auch wird: Das Türchenöffnen muss sein.
Einmal täglich einen Gang runterschalten, innehalten – denn wir haben doch Advent- eine besondere Zeit – und das sollten wir uns immer wieder ins Bewusstsein rufen.
Ja, und falls sie es nicht so mit der Schokolade haben: Heutzutage gibts in Buchhandlungen auch Adventskalender ohne Süßigkeiten, aber mit schönen, nachdenklichen Texten zum Advent.
Also, vergessen sie ihren Adventskalender nicht.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.
1. Dezember: Gesangbuch wird volljährig

Guten Morgen,
an diesem Wochenende feiert unser aktuelles Evangelisches Gesangbuch seinen 18. Geburtstag! Ja es ist volljährig!
Kaum zu glauben: Ist das schon wieder so lange her, dass wir ein „neues Gesangbuch” bekommen haben! Ha! „Neu” mit 18 Jahren … und das in einer Zeit, wo Neuerscheinungen nach 2 Jahren schon zum Altpapier zählen.
Aber mir passiert es bis heute, dass ich zu Konfirmanden sage: „Bringt nächste Woche ein Gesangbuch mit”, und dann kommen sie mit dem alten Teil von vor 30 Jahren.
Anscheinend altert so ein Gesangbuch viel langsamer als andere Bücher:
Und wenn ich reinschaue, merke ich:
Die „neuen” Lieder von damals wie „Ins Wasser fällt ein Stein” – die sind bis heute Schlager in unseren Gottesdiensten.
Und dieser Informationsteil: Worum gehts bei einer Taufe, was tue ich, wenn jemand in der Familie stirbt – die sind immer noch gut zu lesen, verständlich und interessant.

Vielleicht haben sie dieses dunkelblaue Evangelische Gesangbuch ja daheim liegen – schauen sie doch mal rein, so zum 18. Geburtstag – und lassen sie sich überaschen, wie modern das Teil mit seinen 1600 Seiten heute noch daherkommt.

Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen

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