Predigt: Mit Gott über die Leberkässemmel und das dritte Bier diskutieren (1. Tim 4, 4-5) Erntedank 2018

Die Zeilen aus 1. Tim 4, 4-5 stellen unsere Überlegungen über „gute“ und „schlechte“ Lebensmittel in Frage: Alles ist gut, wenn es mit Danksagung empfangen wird. Es nur die Frage, ob sich die Dankbarkeit auch im Umgang mit den Gaben wiederspiegelt. So entsteht am Ende der Predigt eine Diskussion über meine Leberkässemmel und ein drittes Bier.

 

Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.
1. Tim 4,4-5

Liebe Gemeinde,

ich habe hier mal einige Erntedankgaben in meinem Korb auf die Kanzel heraufgeholt. Mal sehen, ob das denn auch was Gescheites ist:
Ein Apfel. Ein Klassiker – gerade für Erntedank – der ist gesund, fruchtig, wächst direkt am Baum. Und trotz aller Trockenheit in diesem Jahr wachsen die Äpfel ohne Ende.
Eine Kartoffel. Klar, da bin ich im Gedanken auch gleich bei den Landwirten, bei deren Sorgen und Herausforderungen. Im Gegensatz zu den Äpfeln waren die Kartoffeln ja eine kritschere Pflanze.
Ach… hier, der Lauch. Schön Grün, Vitamine, da freut sich die Ernährungsberaterin – und die Menschen, die diesen Lauch nächste Woche in eine schöne Suppe schnippeln.
Ui: Nutella! Nunja, ok, das ist ja auch irgendwie ein Teil der Schöpfung: Die Haselnüsse und der Kakao, aus dem diese süße, leckere Creme gemacht ist. Aber: Es ist halt vielleicht nicht ganz so gesund, wie der Apfel – ich denke, so manche Eltern kennen die Diskussion.
Wow: Ein guter Tropfen Wein … 10% Alkohol … ich weiß nicht so recht … passt das in die Kirche?
Überhaupt: Wie wäre es mit härteren Sachen? Schnaps, eine Hanfpflanze oder fettriefende Pommes?

Ja, liebe Gemeinde, was gehört zu Erntedank? Was ist gut, das ist schlecht? Wir Menschen lieben es ja manchmal, zu sortieren:
Gute Lebensmittel sind die, die gesund sind und idealerweise unter verantwortbaren Bedingungen hergestellt wurden.
Schlecht sind Sachen, die zu viel Fett, zuviel Zucker oder sonstige problematische Stoffe enthalten.

Zur Zeit der ersten Christen – als unser Predigttext aufgeschrieben wurde – da hat man auch sortiert! Aber nach anderen Kriterien. Da schaute man auf Regeln, die in den Mosebüchern standen: Da waren Feldfrüchte grundsätzlich gut. Aber bei den Tieren, da war klar: Schwein geht gar nicht, Ziege ist prima. Forelle ja, Muscheln nein. Aber dann musste auch geklärt sein, dass sie vorschriftsmäßig geschlachtet wurden.

Ja, irgendwie scheinen wir immer wieder nach Regeln zu suchen, die wir dann alle paar Jahre wieder ändern. Ich weiß noch, dass meine Großeltern in der Nachkriegszeit darauf geachtet haben, dass ganz ganz dick Butter aufs Brot kam. Heute würde man warnen: Vorsicht! Gesättigte Fettsäuren, Kalorien und Cholesterin!

Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.

Paulus bremst uns da ganz gepflegt aus: Bleibt mal entspannt! Lasst die ganze Aufregung und das gut-böse”-Spiel. Gott, der Schöpfer hat sich schon was dabei gedacht, als er diese Welt geschaffen hat.

Das ist schon komisch, wie ihr Menschen immer wieder Dinge für gut und dann wieder für schlecht erklärt – damit werdet ihr unserer Schöpfung nicht gerecht. Gebt doch zu: Diese Welt, auch der menschliche Organismus ist so komplex, dass ihr auch nach Jahrtausenden immer noch an vielem herumrätselt.
Ihr macht es euch zu einfach.

Ja, die Sache mit der Komplexität. Das merke ich ja schon im Alltäglichen: Wespen, Brennesseln und Blumenkohl – das sind für mich Dinge, die diese Welt echt nicht brauchen würde.
Aber ich weiß, dass das nur meine Meinung ist, und alles seinen Platz in unserem Ökosystem hat. Die Wespe, die Brennessel und der Blumenkohl.
Alle werden gebraucht, alles hat seine Aufgabe und Rolle – und wir haben auf unserem Globus ja schon gemerkt, dass es oft weitreichende Folgen hat, wenn man in diese Kreisläufe und Ökosysteme eingreift, weil man meint, dass das eine oder andere überflüssig wäre.

Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.

Alles ist eigentlich, ganz grundsätzlich, ein gutes Geschenk Gottes – sagt Paulus – aber dann macht er in gewisser Weise eine Einschränkung. Vielleicht, weil er auch weiß, dass man alles Gute auch für etwas Schlechtes verwenden kann. So sagt Paulus, dass es gut verwendet wird, wenn man Gott dafür danken kann – wenn es mit dem Wort Gottes, wenn es mit dem Willen Gottes zusammenpasst.

In meinem Gedanken taucht ein Bild aus meiner Kindheit auf, in der Familie eines Freundes hat dessen Mutter beim Mittagessen immer gebetet – und da kam ein Satz drin vor, wo sie betet, dass dies unser Gesundheit diene und nichts im Essen schaden möge. Ihr war bewusst: Ich habe das mit „gut” und „schlecht” nicht immer in der Hand.

Liebe Gemeinde,
„nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird” – das hat ja auch etwas mit Beziehung zu tun! Dass ich Gott danke, für das, was ich ernte, einlagere und genieße. Danken – da rede ich ja mit Gott, das ist Gespräch. Da passiert etwas zwischen Gott und mir. Und da denke ich mir, dass es da schon auch eine Art Rückkopplung geben kann: Nämlich dass der Geber der Gaben mich dann auch mal spüren lässt: „Ich habe es dir zwar geschenkt, aber ich habe mir vorgestellt, dass zu anders damit umgehst. Ich beschenke dich großzügig, und was machst du damit?”

Sie merken: Das ist schwierig. Viel schwieriger als so alte Regeln „Ziege und Rind darfst du essen, aber Schwein ist tabu” – denn da wüsste man ja genau wie es geht.

Jetzt ist es anders: Unser Glaube verbietet mir nicht, Schweinefleisch zu essen. Aber wenn ich mit Gott ins Gespräch über meine Leberkässemmel komme, dann kommen da vielleicht schon ein paar Fragen:

Du, sagt Gott, du weißt schon, dass da ein Mit-Geschöpf zwischen den Hälften deiner Semmel klemmt?
Ja, sage ich, aber du hast es ja nicht verboten!
Klar, kein Problem, höre ich ihn, soll ich dir ein bisschen über das Leben des Schweinchens erzählen, bevor es geschlachtet wurde? Oder willst du damit lieber warten, bis du fertig gegessen hast?
Ok, du hast mich erwischt, antworte ich, aber du weißt ja, dass ich nur ganz selten so Billigfleisch vom Discounter kaufe … das war so eher für zwischendurch … eine Ausnahme… musst du mir denn unbedingt so ein schlechtes Gewissen machen?
Mache ich doch gar nicht – antwortet mein Gott – ich habe doch nur nachgefragt … die Antwort hast du dir selber gegeben. Ich bin doch nicht euer Oberaufseher. Ich beschenke euch mit vielen guten Gaben, und freue mich, wenn ihr gut und dankbar mit meinen Geschenken umgeht. Was hast du da eigentlich für ein Bier?
Ein fränkisches, dunkel, total lecker. Danke, lieber Gott, dass es Menschen gibt, die so gutes Bier brauen können!
Gerne, höre ich ihn sagen, ja, diesem Brauer habe ich tatsächlich ein besonderes Talent zur Brauen in die Wiege gelegt. Wie schade, dass manche Leute Bier brauen, denen ich eigentlich andere Talente gegeben habe.

Sag mal, Gott, ist es ok, wenn ich da ein zweites trinke? …. und ein drittes? Des ist halt gar so süffig.
Warum soll ich das jetzt entscheiden? Ich hab dir selber genug Verstand und Selbsterkenntnis gegeben. Überleg einfach, ob du mir nachher für ein zweites und drittes Bier auch noch danken kannst.
Tja, fürs zweite, Gott, da kann ich dir bestimmt noch danken … aber ob ich nachher sagen kann „Gott, danke dass ich heute drei Bier nacheinander …”, da muss ich glatt noch ein bisschen nachdenken.
So ist recht, höre ich seine Stimme, wenn du nachdenkst und dabei an mich denkst – der dir das alles geschenkt hat, dann bist du auf einem guten Weg.

Amen

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