Radioandachten auf Charivari 98,5 im Januar 2018

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Schleichende Veränderungen

Guten Morgen,
Angefangen hat es damit, dass ich mir einen neuen Bildschirm für den Computer gekauft habe – weil ich ich fand, dass die Buchstaben immer verwaschener wurden. Aber auch beim neuen habe ich irgendwann die Zeichengröße der Buchstaben nach oben verändert: Von 11 Punkten zu 12, dann 13 …
Irgendwann musste ich eingestehen: Ich brauche eine Brille, weil allmählich meine Augen schwächer wurden. Ich habe es nur lange nicht gemerkt, weil das eben so ein schleichender Prozess war.
Das ist das Gemeine an solchen allmählichen Veränderungen: Man merkt es kaum, und doch wird mit der Zeit alles anders.
Bei den Augen habe ich es immerhin irgendwann bemerkt, und konnte Abhilfe schaffen. Aber ich überlege, ob es nicht auch in anderen Bereichen meinens Lebens solche schleichenden Prozesse gibt.
Werde ich von Jahr zu Jahr abgebrühter, wenn es um die Ungerechtigkeit auf dieser Welt geht? Kann es sein, dass ich immer selbstzufriedener und selbstgerechter werde, ohne dass ich das wirklich spüre?
Bei meiner Brille hat mir meine Frau gesagt: Hey, geh doch mal zum Optiker, das timmt was mit deinen Augen nicht! Ich hoffe, sie, oder ein guter Freund sind es auch, die mich bei den anderen schleichenden Prozessen warnen, bevor ich irgendwann zum kaltblütigen Kerl oder zum selbgerechten Idioten werde.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Gold im Bauch

Guten Morgen
Zum Hochzeitstag hat uns jemand eine Flasche Sekt geschenkt, in der viele kleine Blattgold-Teilchen schweben. Sieht wirklich toll aus!
Jetzt überlege ich: Der Körper verdaut das ja nicht … das kommt hinten wieder raus … was ist dann, wenn ich pusse? Gibt das dann Goldstaub?
Aber selbst das wäre ja nur ein kurzzeitiger Effekt. Ich werde mit meinem Gold-Sekt nicht auf Dauer wertvoller. Wie es kommt, gehts auch wider
Das hat übrigens schon Jesus festgestellt. Da war es für viele wichtig, auf bestimmte Produkte zu verzichten – damals nannte man es “koscher” – für manche wäre vielleicht “vegan” der neue Trend. Jesus sagt: Dein Essen macht dich nicht zu einem besonderen Menschen. Das geht durch dich durch. Vorne rein, hinten raus. Der Bauch ist Nebensache.
Zu einem besonderen Menschen wirst du durch das, was du sagst oder tust: Denn deine Worte und Handlungen zeigen, was in deinem Herzen los ist – und das ist es, was wirklich zählt! Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Kizungu

Guten Morgen,
Ich habe in einem Buch über Ostafrika *) ein interessantes Wort entdeckt: “Mzungu” – Eigentlich könnte man das ganz einfach mit “weißer Mann” oder “Europäer” übersetzen. Aber das ist nicht alles. Mzungu war schon vor hundert Jahren das Wort für eine bestimmte Art, die Welt zu betrachten:
Ein Mzungu, das ist einer, er alles nach seinen Wert in Geld beurteilt. Die Schönheit einer Sache, die Freude daran, die Arbeit, die einer vollbringt. Das alles lässt sich bemessen – namlich in Dollar, Euro oder Schillingi.
Und wenn man miteinander ein Huhn gegen eine Ziege tauscht, dann sagt der Mzungu: Das passt nicht, weil die Ziege mehr kostet.
Das haben die Afrikaner nicht verstanden, weshalb das Leben der Ziege mehr wert sein soll, als das des Huhns.
Da merke ich: Ich bin auch einer von den Weißen, die automatisch an alles ihre unsichtbaren Preisschilder hängen. Was darf eine Bratwurstsemmel kosten, was ist ein Konzert wert, oder ein schönes Bild?
Ich spüre: Da kann ich nicht aus meiner Haut, ich ticke genau so! – Aber ich will zumindest nicht vergessen, dass man die Dinge eigentlich auch ganz anders betrachten kann.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Weihnachts-Rest-Schmuck

Guten Morgen,
Wenn ich momentan abends noch mal eine Runde in der Siedlung spazieren gehe, sehe ich noch viele Wohnzimmerfenster, aus denen mir weihnachtlicher Glanz entgegenstrahlt: beleuchtete Sterne, Lichterketten und auch etliche Weihnachtsbäume sind da zu entdecken. Ich finde das schön, wenn auch 4 Wochen nach dem Fest nach etwas von dieser Heiligen Zeit zu sehen ist.
Einige Familien sind gleich nahtlos zum Fasching übergegangen. Baum raus – bunte Papiergirlande rein. Ob die jetzt auch den Narhalla-Marsch singen? Ich weiß es nicht.
Als Gegenmodell gibts die Wohnungen, da ist offenbar nach den Feiertagen Weihnachten gleich wieder besenrein entsorgt worden: Kein Stern zu sehen, dafür die üblichen eleganten Design-Objekte auf dem glänzenden Fußboden. Alles so aufgeräumt … da weiß man gar nicht, ob die Bewohner nicht gleich mit zusammen mit dem Baum ausgezogen sind.
Ach, da bin ich froh, dass bei mir in irgend einem Eck noch was weihnachtliches herumbaumelt. Das finde ich einfach passend … weil … ja weil für mich dieser Jesus in der Krippe einer für alle Tage ist. Der mich auch in den anderen 11 Monaten des Jahres begleiten soll, weil er mehr ist, als weihnachtliche Folklore.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Mikado

Ich finde: Mikado ist eigentlich ein ziemlich blödes Spiel. Die Regeln sind ja klar: Man soll die kreuz-und quer liegenden Stäbchen wegnehmen, ohne dass da etwas wackelt. Theoretisch ist das ganz einfach, die Praxis sieht da anders aus: Relativ bald kommt man an einen Punkt, wo man strenggenommen nichts mehr wegnehmen kann, ohne dass nicht irgendwas irgendwie doch wackelt. Und wenn es im kaum wahrnehmbaren Mikrometerbereich ist. Wie schön wenn dann einer losmeckert :“Ha, ich habs gesehen, das hat sich bewegt!“
Ich denke das Spiel macht nur dann Spaß, wenn man bereit ist, mal ein Auge zuzudrücken, nicht gnadenlos jeden kleinen Fehler des andern anprangert und ausnutzt.
Jesus hat zu seinen Jüngern gesagt: “Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist” – Sieh auch mal drüber hinweg, wenn einer wo anstößt.
Es gibt ja auch so Mikado-Situationen im Leben. Wenn alles so verworren ist, dass man gar nicht drum herum kommt, dass man Andere enttäuscht oder kränkt.
Wie schön, wenn man dann Mitmenschen hat, die einem nicht jeden Fehler ankreiden, sondern barmherzig darüber hinwegsehen – weil sie wissen: Ein bisschen wackelt es im Leben immer.
Einen guten Tag wünsche Ich ihnen

Gerechtigkeit

Guten Morgen,
In einem Gleichnis erzählt Jesus von einem Weinbauern, der an einem heißen Tag während der Ernte nach und nach immer mehr Arbeiter in seinen Weinberg geholt hat. So, dass die einen den ganz Tag gerackert haben, aber die später gekommenen nur eine oder zwei Stunden. Und als es abends an die Bezahlung ging, haben alle das gleiche bekommen: Nämlich den damals üblichen Tagessatz.
Sie ahnen es: Natürlich hab es Ärger! Weil diejenigen, die 12 Stunden geschuftet haben sich ungerecht behandelt fühlten. – Schließlich haben die Kurz-Arbeiter das Gleiche bekommen.
Die Geschichte ist uralt – aber die Frage ploppt immer wieder auf. Was habe ich, als fleißiger und fair bezahlter Mensch davon, wenn die Anderen, die weniger leisten können, viel viel weniger bekommen – eigentlich zu wenig zum Leben? Macht mich so eine Gerechtigkeit glücklicher?
Jesus erinnert daran: Gerechtigkeit fragt manchmal nicht nach dem, was ein Mensch verdient, sondern nach dem, was ein Mensch braucht.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

 

*)
Hier der Link zu dem genannten Buch über den legendären Ostafrika-Missionar Bruno Gutmann:

 

HIER können sie es über den örtlichen Buchhandel bestellen:

Tillman Prüfer, Der heilige Bruno

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