Predigt: Eine ganz alltägliche Woche (Mit Danbo-Bildern zu Matthäus 26) Gründonnerstag, 13. April 2017

In diesem Gottesdienst gehe ich einige Stationen der Passionsgeschichte entlang und betrachte die sehr alltäglichen Erfahrungen, von Wertschätzung, Versuchung, Scheitern und Gemeinschaft. Dazu helfen Danbo-Fotos, die ich zu diesen Bibelstellen angefertigt habe.

Begrüßung:

Es ist Gründonnerstag.  Wir befinden uns in der Karwoche, in der letzten Woche Jesu vor seiner Kreuzigung und Auferstehung. In den Evangelien ist diese Woche beschrieben – mit vielen Stationen und Begegnungen. Wir kennen sie als Passions-geschichte Jesu.
Heute abend will ich mit ihnen auf diese Woche blicken – auf einiges von dem, was da alles geschehen, ist, bis Jesus am Donnerstag Abend im Garten Gethsemane verhaftet wurde. Und ich will mit ihnen entdecken, wie diese Woche mit all ihrer Tragik und Schwere eine ganz alltägliche Woche war.
Weil das, was da beschrieben wird, sich auch immer wieder in unserem Alltag spiegelt.
Dazu habe ich diese Szenen mit kleinen Pappkarton-Figuren nachgestellt. Alltägliche Pappkartons – die eben auch ein Spiegelbild unserer Welt sind.

Erstes Bild: Salbung in Bethanien
 Matthäus 26, 6-13
Als nun Jesus in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen,
7 trat zu ihm eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit kostbarem Salböl und goss es auf sein Haupt, als er zu Tisch saß.
8 Da das die Jünger sahen, wurden sie unwillig und sprachen: Wozu diese Vergeudung?
9 Es hätte teuer verkauft und das Geld den Armen gegeben werden können.
10 Als Jesus das merkte, sprach er zu ihnen: Was bekümmert ihr die Frau? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.
11 Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.
12 Dass sie dies Öl auf meinen Leib gegossen hat, hat sie getan, dass sie mich für das Begräbnis bereite.
13 Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.

Gedanken
Die Salbung in Bethanien ist die erste Station in unserer Karwoche.
“Welch eine Verschwendung” sagen die Jünger. So viel Geld, so viel Wertschätzung, soviel Tamtam um unseren Meister. Das Geld hätte man ja auch anders gut verwenden können!
Und sie haben ja auch irgendwie recht. Schließlich war es ja auch nicht Jesu Stil, sich so zu hofieren und  verwöhnen zu lassen.
Sie sehen das wertvolle Öl auf dem Haupt Jesu – aber die Nägel, die schon bereitliegen, können ihre Augen nicht erkennen.
Nur Jesus weiß, was auf ihn zukommt. Darum lässt er das mit dem Öl an sich geschehen.
“Was bekümmert ihr die Frau? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.”

Wenn man wüsste, wie lang der Mensch, den man liebt, noch bei einem ist. Wenn man ahnte, wie knapp die verbleibende gemeinsame Zeit noch ist – wir würden wohl ganz anders miteinander umgehen.
Behutsamer, wertschätzender.
Wohl auch verschwenderischer: Würden mit freundlichen Worten nicht so geizen – würden mit Fehlern großzügiger umgehen, würden ohne Unterlass Zeichen der Liebe ausstreuen.
Diese Frau aus Bethanien – ob sie geahnt hat, was in den kommen Tagen geschehen wird? Wohl nicht, und doch hat sie genau das Richtige getan – eben nicht mit der Liebe gespart.

Lied. 97 1+2 Holz auf Jesu Schulter

Zweites Bild: Judas
Matthäus 26, 14-16
Da ging einer von den Zwölfen, mit Namen Judas Iskariot, zu den Hohenpriestern
15 und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge.
16 Und von da an suchte er eine Gelegenheit, dass er ihn ausliefere.

Gedanken
Judas war nicht der Erste – und beileibe nicht der Letzte, den die Aussicht auf viel schnelles Geld ins Unglück gestürzt hat.
In diesem Bild steckt er schon mittendrin im Schlamassel – das Geld steht im fast bis zu den Knien.
Da kann man ja kaum widerstehen. – Und was ist schon dabei? So schlimm wird es schon nicht kommen: Bisher hat Jesus immer irgendwie mit klugen Worten die Menschen überzeugen können. Das wird schon gut ausgehen…
Oder?

In diesem Bild scheint er seine Entscheidung bereits in dem Moment zu bereuen, in dem er sie gefällt hat.
Fast schon hilflos erscheint er gegenüber dem glänzenden verführerischen Reichtum.
Ein bisschen möchte ich Mitleid mit ihm haben. Mit Judas, dem Opfer des Geldes, das man ihm geboten hat.
Schon komisch, wie schnell ich im Täter auch das Opfer entdecke.
Vielleicht fällt es mir deshalb so leicht, weil ich das nur zu gut kenne:
Verführung.
Günstige Gelegenheiten.
Chancen, die sich bieten, obwohl man nicht so genau weiß, ob es wirklich eine gute Idee ist.
Unsere Welt ist voll davon. Allein die Werbung schreibt sich auf die Fahnen, uns verführen zu wollen – zu dem, wovon sie denkt, was das “richtige” ist.
Wenn ich Judas zum hilflosen Opfer erkläre, dann spreche ich auch mich frei: Dann ist es auch nicht so schlimm, wenn ich mir eingestehen muss: Da habe ich nicht nachgedacht, sondern bin einfach mal meinem etwas niederen Bedürfnissen gefolgt.

Die Chance, zum Judas zu werden, gehört zu unserem Alltag.
Aber die Folgen des Judas-Seins bieten den Sprengstoff, genau diesem Alltag, genau dieses eigene Leben zu zerstören.
Judas – ja, mein Mitleid hat er irgendwie.
Aber weil ich weiß, wie tragisch er endete, möchte ich ihn nicht zum Vorbild haben.

97 3+4 Holz auf Jesu Schulter

Drittes Bild: Petrus
Matthäus 26, 31-35
Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: In dieser Nacht werdet ihr euch alle ärgern an mir; denn es steht geschrieben: »Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.«
32 Wenn ich aber auferstanden bin, will ich vor euch hingehen nach Galiläa.
33 Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Wenn sich auch alle an dir ärgern, so will ich doch mich niemals ärgern.
34 Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.
35 Petrus sprach zu ihm: Und wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen. Das Gleiche sagten auch alle Jünger.

Gedanken
Auch das gehört zu einer alltäglichen Woche: Große Versprechungen, die so vollmundig daherkommen, dass man schon ahnt: Ob du halten kannst, was du da gerade versprichst?
“Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen” – der Kinderreim ist im Alltag eher graue Theorie. Immer wieder werden uns Zusagen und Versprechungen abverlangt. Termine wollen eingehalten werden, Menschen warten auf einen zugesagten Rückruf, und ach ja, diesem und jenem habe ich ja auch versprochen, etwas zu besorgen.
Und da sind ja noch die wirklich großen Versprechen:
Liebe, bis der Tod uns scheidet.
Oder die nicht minder großen “du kannst dich immer auf mich verlassen” oder “ich werde immer für dich da sein”.
Solche Versprechen gehören zu unserem Leben dazu, es tut gut, sie zu hören. Denn in ihnen steckt eine wichtige Botschaft: “Du bist mir wichtig, ich will mein Leben mit dem deinen verknüpfen.”

In dem Foto sehen wir Petrus, der gerade diesen bitteren Satz Jesu durchbuchstabiert: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Sein Blick fällt auf den “krähenden Hahn”.
Wann wird mein Hahn krähen?
Wann wird offenbar, dass ich eben nicht alles halten kann, was ich einst mit Überzeugung versprochen habe?
Wann muss ich mir eingestehen: Ich schaffe es einfach nicht, ich bin nicht so, wie ich eigentlich gerne wäre??
Petrus musste es schmerzhaft lernen – die Wirklichkeit der Nacht zum Karfreitag hat den großen Jünger Petrus auf das Normalmaß zurechtgestutzt. –
Und Jesus selbst war es, der ihn nach seiner Auferstehung zur Seite nahm, und ihn wieder auf die Beine stellte: Er holte nicht die alte Geschichte des Versagens heraus, sondern fragte nur “hast du mich lieb?” – und gab ihm den Auftrag, die Gemeinde der Jünger zu leiten.

97 5+6 Holz auf Jesu Schulter

Viertes Bild: Abendmahl
Matthäus 26, 26-29
Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib.
27 Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus;
28 das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.
29 Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.

Gedanken
Manchmal versteckt sich das Besondere im Alltäglichen. Oft war Jesus schon mit seinen Jüngern abends zusammen gesessen. Schon oft haben sie gemeinsam ein religiöses Mahl gefeiert.
Aber diesmal wandelt sich das Alltägliche zum Besonderen, weil Jesus diesem Mahl eine besondere Bedeutung gibt.
Mit wenigen Worten geschieht das:
“Das ist mein Leib. Das ist mein Blut des Bundes. Nehmt und esst”
So wird dieser Kelch zu mehr als einem Gefäß. In ihm soll ich ihn entdecken – ihm begegnen: Dem Gekreuzigten und dem Auferstandenen.
In Kelch sollen wir ihn finden. Beim Teilen des Brotes sollen wir ihn erleben:
Wenn wir da stehen, und das Brot und den Kelch herumgehen lassen, dann sind wir Jesu Jünger und Jüngerinnen.
Die Handvoll Menschen, die diesem einen Jesus vertrauen.
Die Mannschaft, die Hoffnung hat und von ihm Großes erwartet.
Die Gruppe, die zusammengewürfelt ist:
Mit Petrussen, die manchmal den Mund zu voll nehmen.
Mit Judassen, die mit ihren Versuchungen ringen.
Mit Thomassen, die mit den eigenen Zweifeln kämpfen.
Mit Matthäussen, die froh sind, endlich eine Orientierung zu haben.
Mit Jüngern, die ganz unauffällig sind, und einfach froh und glücklich sind, dabei zu sein.

Liebe Gemeinde
so wollen wir heute Abend auch Abendmahl feiern.
Als seine Gemeinde, als seine Jünger.

Amen

091 1-5 Wenn das Brot, das wir teilen als Rose blüht

Hinweise zu den Fotos:
Die Rechte an den Bildern liegen bei mir. Sie dürfen diese gerne für die Gestaltung von Gottesdiensten verwenden. Auch können Sie sie im Rahmen ihrer Gemeindearbeit nutzen und auch publizieren (Homepage, Gemeindebrief, Soziale Medien etc.)
Sie sind entstanden im Rahmen eines Projekts für die Facebook-Seite der Bayerischen Landeskirche. Hier haben wir 10 Stationen der Karwoche  mit Danbo-Szenen gestaltet.
Wenn sie mehr über diese Danbo-Figuren wissen möchten: Wikipedia-Artikel.
Erhältlich sind die Figuren momentan nur als Import direkt aus Japan.

Übrigens: Ich hoffe, alle Kollegen mit Graecum verzeihen mir die wunderbaren Akkusativ-Pluralformen „Petrussen“, „Thomassen“, etc. Aber in Franken muss das einfach so sein!

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