Radionadachten in der Karwoche 2015 auf Charivari 98,6

Montag: gestern waren es noch Palmen

Guten Morgen
gestern war Palmsonntag – sie wissen schon: Das ist die Geschichte, wo Jesus auf einem Esel nach Jerusalem hineinreitet und die Menschen jubeln ihm zu, schwenken Palmwedel: Hosianna, gelobt sei der da kommt! Das war gestern – und dann dauert es grade mal 4 Tage und dann schreien sie wieder. Aber dann heißt es „kreuzige ihn“ – Am Karfreitag.

Die öffentliche Meinung – wie schnell sie kippt, wie schnell Leute hochgejubelt und anschließend verdammt werden – das hat es vor 2000 Jahren genauso gegeben, wie heute. Und die Folgen sind heute nicht weniger furchterregend als damals. Dass es das gibt, werde ich nicht ändern können. Aber ich kann entscheiden, ob ich da mitspiele, bei diesem Theater.

Wir werden dafür selten Anerkennung bekommen, wenn wir beim nächsten Hype sagen: Macht mal langsam, jubelt nicht so laut, der ist auch nur ein Mensch. Und vielen wird es nicht schmecken, wenn wir bei nächsten Shitstorm sagen: Seid mal vorsichtig mit euren Urteil, weil ihr doch selbst im Glashaus sitzt. Nein – gegen den Strom zu reden ist nicht bequem – aber oft ist es der einzig richtige Weg.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.

 

Dienstag: Konfirmation fürs Leben

Guten Morgen,
jetzt in den Wochen um Ostern herum wird in vielen evangelischen Gemeinden Konfirmation gefeiert. Nach wie vor ein großes Fest im Leben der Gemeinde und im Leben der jungen Leute. Schließlich haben sie sich ein bis zwei Jahre lang mit Konfi-Kursen auf dieses Fest vorbereitet. Im Vergleich dazu ist das Fest dann schnell vorbei. Ein besonderer Tag mit festlichem Gottesdienst und Familienfeier, der am Abend aber dann eben schon zu Ende ist.

Aber so richtig „vorbei“ ist Konfirmation hoffentlich nie – denn eigentlich geht es da ja um etwas, was bleiben soll: Das ist zum Einen das Versprechen der Konfirmandinnen und Konfirmanden: Ja, ich will mein Leben als Christ führen. Ein Bekenntnis zum Glauben, eine Entscheidung fürs ganze Leben.

Und da ist zum Anderen der feierliche Segen für die Konfirmanden. Da legt ihnen der Pfarrer die Hände auf :„Gott schenke dir Schutz und Schirm vor allem Bösen – Stärke und Hilfe zu allem Guten”. Dieser Segen ist die Zusage Gottes, bei ihnen zu bleiben und ihnen die Kraft zu geben, das Richtige zu tun – ihr ganzes Leben lang.

Auch wenn manche beklagen, dass es nur ums Geschenke und ums Feiern ginge: Konfirmation ist und bleibt der Tag, an dem es um grundlegende Fragen des eigenen Lebens geht – zumindest für diejenigen, die sich darauf einlassen.

Einen guten Tag wünsche ich Ihnen!

 

Mittwoch: Erster April!

Guten Morgen,

wir haben den ersten April! Der Tag, an dem so mancher von uns formvollendet in den April geschickt wird. Mit einer raffiniert erfundenen Falschmeldung, oder einem Auftrag, bei dem sich am Ende zeigt, dass man grade eben veräppelt worden ist. Eigentlich kann mich ja nur der in den April schicken, dem ich auch vertraue. Denn dann prüfe ich nicht alles, was er sagt, sondern verlasse mich darauf, dass alles schon seine Richtigkeit hat. Das kann man „blauäugig“ nennen, weil ich nicht alles kritisch hinterfrage – aber ehrlich gesagt: Ich kann nicht immer alles prüfen! Irgendwo muss ich anfangen, jemanden zu vertrauen. Und dann sind es hoffentlich die richtigen Menschen, auf die ich mein Vertrauen setze.

Möglicherweise geht der erste April ja auf den französischen König Heinrich IV zurück. Dieser Schürzenjäger hatte mit einem jungen 16-jährigen Mädchen ein heimliches Treffen in einem versteckten Lustschloss vereinbart. Am 1. April. Und als er dort freudig erregt ankam, empfing ihn nicht dieses Mädchen, sondern sein eigener Hofstaat stand da, allen voran seine Gattin Maria! – Dumm gelaufen…

Erster April – das ist auch eine Gelegenheit, zu überlegen, wem ich vertraue, und wie ich mit denen umgehe, die mir vertrauen. Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

 

Donnerstag: Verrat

Guten Morgen,

wir haben Gründonnerstag. Der Tag, an dem sich wir Christen uns an das letzte Abendmahl Jesu erinnern, an die Verhaftung, und an den Verrat durch Judas. Judas … dass es gerade einer aus dem engsten Kreis um Jesus, einer von den 12 Jüngern war, der Jesus an seine Feinde verraten hat – das ist schon erschreckend – das schockiert. Gerade einer von denen, die Jesu Vertrauen genossen haben, der wird zur tragischen Figur und löst die Tragödie aus. Es gibt auch Menschen, die behaupten: Ohne Judas, ohne Verrat, Verhaftung, Kreuzigung hätte es auch kein Ostern und keine Auferstehung gegeben. Genaugenommen war der Verräter notwendig.

Das klingt irgendwie logisch – aber doch kann ich mich damit nicht anfreunden. Verrat – das bleibt für mich etwas schlimmes. Und doch ist er alltäglich – er passiert einfach. In der großen Politik und in der Clique auf dem Pausenhof. Und manchmal werde ich zum Verräter mir selbst gegenüber: Wenn ich meinen eigenen Zielen und Werten in den Rücken falle.

Gründonnerstag – er ist das Vorspiel für den Ostersonntag. Verrat bleibt schlimm, tut weh, löst Enttäuschung aus – aber er ist nicht der Untergang.

Ein Neuanfang bleibt möglich. Manchmal sogar mit dem Verräter, und manchmal – so mussten es die Jünger erfahren – musste man ohne den Verräter neu beginnen.

Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

 

Freitag: Karfreitag

Guten Morgen,

heute ist Karfreitag, der Tag, an dem Jesus am Kreuz gestorben ist. Ein stiller Tag – die Geschäfte haben zu – keine öffentlichen Partys – die Clubs haben auch in der Nacht schon die Musik ausknipsen müssen. Das passt nicht jedem – manche fordern ihr Recht auf Party

Ich befürchte: Wir haben es verlernt, mal still zu sein! Gerade, wenn es um Großes und Tragisches geht.

Letzte Woche, bei dieser Flugzeugkatastrophe: Schnell muss man die Freundin anrufen und weitererzählen, auf facecook die tausendste Kerze und die neuesten Bilder der Unfallstelle posten – man muss ja dabei sein, beim weltweiten Kondolenzevent – statt dass wir einfach mal die Schnauze halten und das Handy weglegen, und an die Menschen denken, die da gestorben sind!

Einfach mal still sein. Die Gefühle, die Hilflosigkeit und das Entsetzen aushalten. Können wir das noch? Stille?

Als Jesus am Kreuz hing, hat sich die Sonne für drei Stunden verfinstert, so wird es erzählt. Es gibt Momente – die Stille brauchen – ein Inne halten – wo wir mal zu uns selbst kommen, statt uns im Trubel zu verlieren.

Genau so ein Moment ist der heutige – hoffentlich stille – Karfreitag.

 

Samstag: Der wache Osterhase

Guten Morgen,

es geht auf Ostern zu. Das Fest der Auferstehung von Jesus – und … ja ja, ich weiß schon …. das Fest mit den Hasen. Und das geht schon in Ordnung, denn in der Kirche Syriens ist der Hase ein Symbol für Jesus Christus. Und das hat einen interessanten Hintergrund: Haben Sie schon mal einen Hasen schlafen sehen? Wenn ich nachts zum Hasenstall gehe, hat der immer die Augen offen. Man bekommt den Eindruck, der schläft nie!

Das erinnert mich an einen Satz, den Jesus nach seiner Auferstehung gesagt hat: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.”

Ist das nicht auch eine schöne Vorstellung? Da ist einer immer da, der macht kein Auge zu, er sorgt sich Tag und Nacht um uns Menschen und lässt uns nicht allein.

Wann immer ich zu ihm komme, mit meinen Hoffnungen oder meinem Kummer – er ist wach und für mich da.

Ich wünsche Ihnen einen guten Karsamstag, und ein frohes Osterfest.

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