Andachten auf Charivari 98,6 im März 2015

Montag: Immer finde ich die Fehler

Guten Morgen,
immer finde ich die Fehler! Grade erst wieder beim Zeitungslesen: Da sehe ich tausend Wörter … aber wenn ich eines finde, das falsch geschrieben ist, oder sonst was schief formuliert ist: Sofort muss ich es meiner Frau unter die Nase halten: Schau mal, da haben die doch glatt….
Eigentlich bin ich da wirklich blöd! Ich weiß, dass ich täglich Tippfehler (und nicht nur die) produziere, bin froh, dass sich keiner dran stört – aber bei den Anderen, fällt mir das sofort ins Auge! Als wäre ich darauf dressiert, Fehler zu finden, wie ein Fehler-Spürhund.
Dabei wäre ich doch viel lieber Trüffelschwein! Auch so zwischenmenschlich: Das Gute finden, das Besondere am Anderen, die Stärken, die gelungenen Sätze, die souverän umkurvten Fettnäpfchen. Sich über das alles freuen – sehen, was für ein patenter und fitter Mensch der andere ist. Das ist doch viel schöner, als an ein paar Kleinigkeiten herum zu mäkeln!
Aber weil ich halt schon in der Schule gelernt habe, dass die Fehler zählen, darum muss ich mir halt doch immer wieder auf die Lippen beißen – und mir selber sagen: „ja, das ist ein Fehler beim Anderen, aber du weißt doch selber, dass du eigentlich das Gute zählen willst“.

Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen

 

Dienstag: Albert Schweitzer

Guten Morgen,
es gibt Tage, da fühlt man sich so richtig klein. So gings mir, als ich grade etwas über den Nobelpreisträger Albert Schweitzer gelesen habe. Schon als junger Spund ein genialer Orgelspieler, um den sich die besten Professoren reißen – aber dann studiert er doch Philosophie und Theologie, erwirbt in beiden Disziplinen einen Doktortitel, ist mit 27 kurz davor, Professor zu werden. Aber dann entscheidet er sich doch für die Medizin – studiert, wird Arzt und geht nach Afrika um dort im Urwald eine Klinik aufzubauen.
Da bin ich schon ein kleines Licht – da sind irgendwie Welten dazwischen… zwischen ihm und mir…
Aber … wenn er verliebt war, wird er dein gleichen Schmetterlinge im Bauch gefühlt haben, wie ich. Und bei Zahnschmerzen wird der große Albert Schweitzer genauso gelitten haben, wie ich auch. Ja … und er hat für das, was ihm wichtig war, sein Bestes gegeben, war sich nicht zu schade, auch mal an die eigenen Grenzen gehen. Und das kann ich eigentlich auch … ganz ohne Doktortitel und Genialität … mit meinen begrenzten Möglichkeiten.
Und wenn ich dann erlebe, dass ich etwas bewegt habe – dann fühle ich mich gar nicht mehr so klein – sondern erlaube mir dann auch mal, glücklich und stolz zu sein. Probieren Sie es doch auch! Nichts ist so klein, dass es sich nicht lohnen würde, sich dafür einzusetzen. Dabei wünsche ich ihnen alles Gute!

 

Mittwoch: Bin ich Dinosaurier?

Guten Morgen,
ich glaub ich werde alt! Das hat nicht so sehr damit zu tun, dass meine Haare immer weniger werden. Sondern daran, dass die Menschen immer mehr werden, die in bestimmten Fragen ganz anders ticken als ich. „Ach, du glaubst echt noch an Gott …. so richtig“ – und ich schaue in ein überraschtes Gesicht, hinter dessen Stirn möglicherweise schon überlegt wird, ob man so einem exotischen christlichen Exemplar wie mir überhaupt trauen kann.
Offenbar hat mein Gegenüber gedacht, Leute wie ich wären schon längst ausgestorben, wie die Dinosaurier. Naja…. christlicher Dinosaurier … das wäre ja auch schon mal eine Perspektive für die Zukunft.
Aber ist es nicht so, dass die Dinosaurier bis heute eine ungeheure Faszination auf Menschen ausüben. Diese fremde und ganz andere Welt – manche Kinder verschlingen förmlich Sachbücher über Saurier und können auf Anhieb 5 verschiedene Saurierarten unterscheiden. Bis heute pilgern die Menschen in die Saurier-Ausstellungen und jeder neu entdeckte Fußabdruck eines Sauriers ist eine Zeitungsmeldung wert.
Christlicher Dinosaurier sein – das ist gar nicht so übel. Anders zu sein als der Mainstream, Spuren im guten Sinne zu hinterlassen, Worte zu sagen, über die manche noch länger nachdenken. Und ich muss gar nichts dafür tun – außer zu dem zu stehen, was ich als Christ eben bin.

Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

 

Donnerstag: Nach der Geburt vertauscht

Guten Morgen,
vor ein paar Wochen haben zwei junge Frauen in Frankreich vor Gericht Schadensersatz dafür erstritten, dass sie als Babys nach der Geburt vertauscht wurden und bei den falschen Eltern groß geworden sind. Eine spektakuläre und auch seltsame Geschichte – aber eigentlich ist das Schicksal der Mädchen gar nicht so einmalig.
Denn wie viele Kinder gibt es, die zu dem Mann „Papa“ sagen, der nicht ihr genetischer Vater ist?
Wie oft müssen sich Kinder damit abfinden, dass die Frau ihres Vaters nicht ihre eigentliche Mama ist – weil sich die Eltern getrennt haben, oder die Mama gestorben ist.
Da gibts keinen Schadensersatz.
Da kann keiner dagegen klagen. Hm… beklagen kann man es aber schon, wohl auch weil wir wissen, dass wir so etwas nicht verhindern können.
Alles was wir tun können: Unsere Kinder lieb haben!
Einfach so – egal ob es die eigenen, die angeheirateten, adoptierten, Pflegekinder oder eben der Sohn der neuen Freundin ist.Die können nichts dafür, dass unser Leben manchmal seltsame Wege geht.
Und darum haben sie das Recht auf unsere vorbehaltlose Liebe.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

 

Freitag: Und manchmal klappt es doch:

Guten Morgen
Manchmal ist Gott wie ein Bauer, der auf dem Acker sein Getreide sät – sagt Jesus in einem Gleichnis. Uns auch wenn er es gut meint, klappt das mit den Saatkörnern nicht so optimal: Einige werden von den Vögeln gefressen, andere gehen zwar auf, aber vertrocknen auf dem steinigen Boden, und manche werden vom Unkraut nebenan überwuchert und es wird auch wieder nichts.
Ziemlich frustrierend. Aber es stimmt: Mit dem Glauben klappt es bei vielen Menschen nicht so wirklich. Und auch in mir selber erlebe ich das: Immer wieder fehlt mir das Gottvertrauen, sind Zweifel und Skepsis größer.
Dieser Bauer lässt sich aber nicht beirren: Denn er sieht, was aus den Körnern wird, bei denen es klappt: Es wachsen Ähren, die ihm ein Vielfaches von dem bringen, was er gesät hat. Und es entsteht ein Feld mit strahlend gelben Ähren.
Es ist ganz normal, wenns mit dem Glauben oft nicht klappt. Nicht jeder lässt sich begeistern, nicht immer gelingt mein Versuch, täglich als Christ zu leben.Wenn es aber dann einmal gelingt, ist das etwas wunderbares, und es entsteht daraus Gutes für die Welt, für Gott und für mich selbst. Dann hat sich die ganze Mühe trotzt mancher Rückschläge wirklich gelohnt.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.

 

Samstag: Nach vorne schauen!

Guten Morgen
wenn sie morgen in die Kirche gehen, werden sie dort wahrscheinlich einen Satz hören, den Jesus zu seinen Jüngern gesagt hat:
Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
Er meinte damit: Wenn ihr mit mir zusammen etwas neues aufbauen wollt, wenn ihr mit Gottvertrauen in eine veränderte Zukunft losziehen wollt, dann dürft ihr nicht laufend zurückschauen auf das, was einmal war. Ihr müsst nach vorne schauen!
2000 Jahre alt ist dieser Satz. Und wir tun uns immer noch schwer damit:
„Früher war alles besser.“
„Wenn ich damals nur dies und jenes anders gemacht hätte“
„Ich weiß noch genau, was der damals Böses gesagt hat“
Es liegt doch auf der Hand! Wer immer nur nach hinten schaut, kriegt den Weg nach vorne nicht geregelt!
Wissen Sie: Eben weil wir Menschen gerade diese einfachen Wahrheiten so gerne im hintersten Eck unseres Gedächtnisses verstecken, holen wir Pfarrer sie zusammen mit ihnen alle Jahre wieder heraus, stauben sie ab und hoffen, dass sie dann damit etwas anfangen können. Zum Beispiel, indem Sie in die Zukunft schauen, und nicht in der Vergangenheit leben.

Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

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