Symbolpredigt: Christsein als Gießkanne (Joh 4, 5-30) 30. Juli 2006

Liebe Gemeinde,

Diegiesskannenjpg Gießkanne als solche

eine Gießkanne ist ja kein alltäglicher Predigtgegenstand. Aber die aktuelle Wettersituation legt es irgendwie nahe, dieses Werkzeug einmal theologisch zu betrachten. Denn ich sehe, wie momentan “der Gießer”, wie er auch oft genannt wird, zu einem allabendlichen und unverzichtbaren Instrument der Gartenarbeit wird.

Seine Aufgabe ist eine ganz einfache: Er ist Transportgerät fürs Wasser. Und ich habe gelernt: Auch Leuten mit Gartenschlauch ist er meist unerlässlich. Denn mit ihm kann man viel wassersparender und gezielter gießen als mit einem Schlauch. Gerade bei den Tomaten, ist das ja sinnvoll, wenn man die Blattfäule vermeiden will. Außerdem ist das Wasser aus der Tonne nicht so kalt, wie das aus der Leitung.

Kurzum: Die Gießkanne – so einfach sie gestaltet ist und so billig wie sie zu kaufen ist – ist fast schon die Prinzessin des Gartens.

Ein Hoch auf den – unbekannten- Erfinder der Gießkanne. Denn tatsächlich ist man ohne Gefäß in Sachen Wassertransport aufgeschmissen. Wasser gehört eben als Flüssigkeit zu den Substanzen, die man nicht einfach unter den Arm klemmen und an den Ort der Verwendung tragen kann.

 

Christsein als Gießkanne

 

Denken wir an die Frau am Jakobsbrunnen, von der wir in der Lesung gehört haben. Es war ein Tonkrug den die Frau mitgebracht hat, um Wasser am Brunnen zu holen.

Nun ja …in dieser Szene hat Jesus von dem Wasser gesprochen, das er im  Angebot hat: “lebendiges Wasser”, Wasser des Lebens. – Und nun frage ich mich: Wie will die Frau das “lebendige Wasser” heimtragen?

Da steht die Frau am Brunnen und hat zum Brunnenwasser geschöpft; das schwappt jetzt in ihrem Tonkrug. Aber wie soll sie das lebendige Wasser heimtragen, von den Jesus spricht? Dafür gibt es keinen Krug! Das geht nur mit dem Gefäß des eigenen Lebens. Mit der Gießkanne mit dem Namen “Christsein”. Für sie hat das bedeutet, von nun an auf diesen Jesus zu vertrauen. Von ihm und von seinen Worten das an Lebenserfüllung zu erwarten, was sie von ihren bisherigen kurzfristigen Männergeschichten vergeblich erhofft hatte.

 

Die Begegnung mit Jesus hat für sie nur dann einen Sinn gehabt, wenn sie ihr Leben entsprechend verändert, ihr Leben zur Gießkanne macht, in der das lebendige Wasser plätschert, das ihren Durst nach Glück stillt.

 

Liebe Gemeinde,

mein Leben als Christ kann die Gießkanne für das Wasser des Lebens sein.

Gott ist bereit, uns Menschen viel zu schenken. Was wir brauchen, ist eine Gießkanne, um diese Geschenke heimzutragen; um das Geschenkte auf die Beete unseres Alltags auszubringen.

Da redet der Pfarrer wortreich von Hoffnung, die der Glaube schenkt;

von Erwartung des ewigen Lebens,

von Kraft aus der Höhe, vom Licht, das es auch in den Tiefen unserer Verzweiflung noch hell macht;

von der Fröhlichkeit der Kinder Gottes.

Ja wie soll man das bloß alles heimtragen und sein Alltagsgeschäft bewässern? Natürlich mit dieser besonderen Gießkanne, die das bewusste Leben als Christ darstellt.

 

Ästhetik einer Gießkanne

 

Wie kann so ein Leben aussehen? Ich habe daheim ganz unterschiedliche Gießkannnen. Da gibt es unser neuestes Modell; eine blaue vom Hagebaumarkt: Knallige Farbe, und gut in Schuss. Eine weitere ist ein Kindermodell in grün, langweilige Farbe, aber funktionsgerecht. Und der Abschuss ist der Gießer, mit dem wir das Wasser zu den Hühnern tragen. Der Dreck außen geht schon gar nicht mehr ab; und was noch schlimmer ist, oben an der Einfüllöffnung ist seit letztem Winter das Plastik gesplittert. Voll peinlich, diese Kanne – aber sie tut noch immer tadellos ihren Dienst! Die Optik ist wirklich bescheiden; aber wir behalten sie, weil sie genau das leistet, was sie soll: Wasser vom Haus zum Hühnerstall befördern.

Unterm Strich, liebe Gollhöfer, muss ich bilanzieren: Mit keiner einzigen von denen kann man einen Staat machen. Aber: Zum Wassertragen sind sie spitze!

Den Bogen zum Christsein zu schlagen fällt uns hier sicher nicht schwer. Das Image vom Christsein ist nicht gerade das prickelndste. Versuchen sie mal im Sommerlaub im Strandhotel damit anzugeben, dass sie in der Kirchengemeinde im Posaunenchor spielen, Gemeindebrief austragen oder jeden Abend für ihr Dorf beten …

Das Christsein ist nicht spektakulär. Dann kommt noch die Tatsache, dass auch wir so manche Macken und Schutzflecken haben. Da ist nicht alles ideal. Aber wir sind als Christen mit unserem Glauben Salz dieser Erde, Transportmittel für lebendiges Wasser, und damit sehr bedeutungsvoll.

Ich habe noch nicht gehört, dass eine Gießkanne einen Orden bekommen hätte, aber ich glaube, dass viele Gärten ohne Gießkanne eine Wüste wären.

 

Glaube im Durch-Fluss

Ein anderer Punkt: Warum sind die meisten Gießkannen grün? Ich habe eine Vermutung: Damit es nicht so auffällt, wie schnell die Dinger innen mit grünen Algen bewachsen sind, wenn man die Kannen bei warmen Wetter länger befüllt stehen lässt. Das geht bei den  aktuellen Temperaturen rasend schnell. Mir ist das bei einem durchsichtigen Eimer vor ein paar Tagen aufgefallen. 4 Tage stehen lassen, und man kann das Gießwasser als Waldmeistersirup verkaufen.

 

Tja, die Gießkanne ist ein Transportmittel; kein Aufbewahrungs-Behältnis.

Auch der Glaube muss im Fluss sein, will weitergegeben werden, soll auf den Beeten meines Lebens ausgebracht werden.

Es ist ja nicht so, dass meine Lebens-Gießkanne mit der Taufe oder der Konfirmation mit “Glaube” angefüllt wird und dann ein Leben lang alles geritzt ist.

Der “Gießer” hat seinen Namen nicht umsonst. Gegossen soll werden!

– Die Hoffnung die der Glaube bringt, soll auf die kümmernden Pflänzchen meines Leben gegossen werden.

– Die Regeln, die Gott uns als Christen mitgibt, sollen dort ausgebracht werden, wo mancher Wildwuchs zu wuchern beginnt und Schaden anrichten könnte.

– Die Liebe, die uns geschenkt wird, können wir auf unsere Familien und auf Menschen, die Hilfe brauchen, herabregnen lassen.

– Das Vertrauen, dass aus Gottes Versprechen fließt, sollten wir auch darauf gießen, wo manches einst gesät ist, aber noch nichts zu sehen ist.

 

Gar keine Frage, wer so viel gießt, der braucht Nachschub. Eine Quelle, die ihn mit frischen Wasser versorgt. Ich möchte dazu an den etwas rätselhaften Satz erinnern, den Jesus zu der Frau am Jakobsbrunnen gesagt hat:

Wer von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.

 

Aus diesen Worten höre ich ein Zweifaches heraus: Zum einen das Versprechen, dass man im Glauben eine Quelle hat, die sozusagen von selbst das wieder auffüllt, was man nach außen weitergegeben hat. Zugleich aber auch die klare Ansage, dass das Wasser von Jesus kommt . Jesus gibt mir das Wasser, das wiederum selber zu Quelle wird.

Das klingt an sich unlogisch, aber es deckt sich wohl mit dem, was viele menschliche Gießkannen erleben: Sie spüren – gerade in kritischen Zeiten – wie der Glaube eine Kraftquelle ist, die ihnen weiterhilft, wo sie es selber nicht vermutet hätten. Zugleich spüren sie, dass das wohl nur deshalb geht, weil eben Gott dahinter steckt.

Beim Glauben in vieles im Fluss – von der Quelle hin zu denen, die es brauchen. Wie bei der Gießkanne eben auch.

 

Trörööö!!!

Ich kommen nun zum letzten Punkt. Und dazu muss ich einmal kräftig Luft holen. (Es folgt ein röhrender “Trompetenstoß” aus der zum Blasinstrument missbrauchten Gießkanne mit der Melodie “Ein feste Burg ist unser Gott”) Ja, auch dazu kann man die Gie ßkanne benutzen. Um mal Laut zu geben und nicht nur leise zu treten. Man darf es auch mal hören, dass mir mein Glaube wichtig ist. Ein gewisses christliches Selbstbewusstsein ist wahrscheinlich angebracht.

Nicht, weil wir gar so schöne Gießkannen wären, aber weil das, was wir transportieren können, wirklich etwas ganz Einmaliges ist.

 

Heute haben wir den Kirchenchor Reusch-Geckenheim bei uns zu Gast. Klanglich verbindet sie wirklich nichts mit meinem Getröte eben; aber auch sie lassen lautstark von sich hören. In ihren Liedern wird Gott gelobt. Das ist eine Lebensäußerung des Glaubens, die manchmal unterschätzt wird.

Denn sie geht in zwei Richtungen: Zum Einen erfreut es die Menschen und kann auch wertvolle Aussagen und Gedankenanstöße weitergeben.

Zum Andern ist es ein Lob Gottes, in dem sich einfach Freude und Dankbarkeit gegenüber Gott ausdrückt

 

Ja, wir sollten unsere Gießkannen nicht verstecken – unser Leben als Christen auch sichtbar oder hörbar werden lassen. Die einen mit schönen Melodien, die anderen mit “trörö”. Gott zu loben und andere etwas davon merken lassen, welche Schätze der Glaube für uns Menschen birgt.

Amen

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