Predigt zur Taufe von Anna und Leni: Gottes Hände, 28. November 2009

Psalm 73,23: Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand
und Psalm 139,5: Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.

Liebe Tauffamilie, liebe Gemeinde,

am Freitag abend schauen die Seidels gerne mal die Kochsendung im ZDF. Promi-Köche wie Johann Lafer, Alfons Schuhbeck oder Cornelia Poletto unterhielten sich blendend und kochten auch noch nebenbei.
Eine Szene hat mich da völlig ins Schleudern gebracht: Da zeigte die Kamera in Nahaufnahme, wie einer von denen mit großer Hingabe den Teig für italienische Gnocci knetete. Kneten … ist zuviel gesagt … diese Hände, die man da sah streichelten den Teig, wälzten, stuppsten und massierten. Schöne zarte, weiche Hände. – Das macht sie schön, die Frau Poletto. Aber halt, stimmt gar nicht, als die Kamera in die Totale ging wars klar: Diese bewundernswerten Hände gehörten nicht der jungen Köchin, sondern Johann Lafer.  – Ich war richtig überrascht; beim Lafer hätte ich ganz andere Pratzen erwartet!

Da merke ich: Die Hände sich wichtig, nur achten wir viel zu selten darauf, zumindest die Männer unter uns. Die Frauen sind da anders, die Umfrage einer Partnervermittlung hat im Frühjahr ergeben: Jede zweite Frau schaut zuallererst auf die Hände eines Mannes.
So ähnlich machen das  Ihre beiden Töchter, denn die sehen beide auch auf die Hände – die Hände Gottes nämlich.

Anna blickt auf die Hand Gottes, mit der er sie bei ihrer Hand nimmt: Im Psalm 73,23 heißt es: Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.

Leni sieht die Hand Gottes im Psalm 139 schützend über sich: Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.

So machen wir den beiden einmal den Gefallen uns schauen uns die Hände Gottes einmal genauer an.

Die schützenden Hände

Wenn ich mit Leni zusammen nach oben schaue – da sehe ich vor meinem innere Auge die schützenden Hände Gottes. Groß, stark, fest – über uns Menschen aufgespannt wie ein Regenschirm. Sie entsprechen unserem Bedürfnis, geborgen zu sein in der Nähe eines Stärkeren. Denn wir sind uns ja bewusst, dass das Leben voller Gefahren und Unwägbarkeiten steckt, dass wir nicht für alles vorsorgen können, nicht jedes Lebensrisiko ausschalten können. Darum ruht unsere Hoffnung darauf, dass Gott auf uns achtet, er uns bewahrt und beschützt.
Und damit entsteht auch Beziehung. – Ich rede mit Gott, schütte ihm mein Herz aus, teile mit ihm meine Hoffnungen und Befürchtungen. Und im Laufe meines Lebens gewinnt der Blick auf diese schützendem Hände immer mehr diese persönliche Dimension. Dass „der da oben” eben keine fremde Schutzmacht ist, die halt ihren Job macht, sondern ich ihn als himmlischen Vater erlebe, der mich auch sicher durch die schwierigen und gefahrvollen Lebensabschnitte begleitet.

Die führenden Hände

Und da tauchen diese weitgespannten Segenshände in ganz anderer Weise wieder auf: Nämlich als Hand, die Gott mir reicht, mit der er mich bei meiner Hand nimmt. Gott als der, der mir voraus geht, mit geht, der mich nicht los lässt.
Annas Taufspruch lässt sie sichtbar werden: Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand. Als Eltern wissen Sie, welche Wunder eine hingestreckte Hand bewirken kann. Ich denke da an die Weihnachtsmann-Station in Uffenheim beim Abend der Lichter. So neugierig die Kleinen auch sind, da gibt es schon viele, die trauen sich nicht so richtig hin zum großen weißbärtigen Weihnachtsmann. Da gibst so eine Mischung von Unbehagen, Schüchternheit, Unsicherheit … aber wenn Mama sagt: Komm, gib mir deine Hand, ich gehe mit dir mit – dann ist das alles kein Problem.

Sich von Gott bei der Hand nehmen lassen – ein Thema nicht nur für Kinder.
Auch mir als Erwachsenen tut es gut, wenn ich wei ß, dass ich mich nicht allein durchs Leben kämpfen muss, dass da ein Gott, ist der mich begleitet. Auch ein Gott, dessen Hand mir einmal eine Richtung zeigen kann. Wenn er den Weg der Nächstenliebe und Versöhnungsbereitschaft geht, ist das doch schon mal eine Richtung, wo ich weiß: Mit ihm kann ich diesen Weg gehen; da geht er voran. Beim Weg des Egoismus und Lieblosigkeit werde ich wahrscheinlich vergeblich nach seiner Hand suchen.
Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.
Dieser Taufspruch ist die Aussage eines Menschen, der sich entscheidet, Gottes Wege zu gehen. Sich von ihm führen und begleiten zu lassen.

Hände, die mir den Weg versperren

Liebe Gemeinde,

Gottes Hände – Seine Hand streckt er mir immer hin, aber er heißt nicht jeden Weg gut, den ich einschlagen will.
Ich habe manchmal das Gefühl, diese Hände Gottes sind da manchmal mit im Spiel … aber anders, als ich es gern hätte. Da nimmst du dir war vor, hat einen Plan, und bist der Überzeugung, dass es richtig ist. Aber das klappt nicht. Es geht nicht vorwärts, alle Anstrengung ist vergeblich – als wenn da irgendwo eine unsichtbare Hand wäre, die verhindert, dass was weitergeht.

Wer so etwas erlebt der weiß, wie blöd das ist, wieviel Energie man dabei unnütz aufwendet, wie einen das verzweifeln und wahnsinnig werden lassen kann.

Ich hab das im letzten Vierteljahr selber erlebt. Wie das mich gewurmt hat. Ich war Überzeugung: So muss es gehen, aber es hat sich nichts getan – eher rückwärts als vorwärts. Erst als ich begonnen habe, einen anderen Weg zum Ziel zu gehen, habe ich gemerkt: Mann, dein Weg, von dem zu überzeugt warst, einfach der falsche.  Wie gut, dass du ihn nicht gegangen bis – oder genauer gesagt – nicht gehen konntest: Weil er nicht zum Ziel geführt hätte.
Ich habe das Gefühl: Da war so eine Hand Gottes, die da dazwischen stand – meinem Sturschädel im Weg. Hat mir viel Ärger bereitet und Nerven gekostet -aber letztlich war es wohl gut so.

Gottes Hand und meine Hände sind sich nicht immer einig; die liegen da manchmal im Streit. Das ist eben auch ein Teil unser Lebenserfahrung.
Es gibt Dinge, die seine Hände tun, die uns nicht gefallen.
Da geschehen Unglücke, die seine Hände nicht verhindern.
Da verhallen Gebete scheinbar ungehört, und Gottes Hände rühren sich nicht.

Das zu verschweigen wäre falsch. Aber in der Summe scheint es doch besser zu sein, mit diesen Händen Gottes zu leben, als auf sie verzichten zu wollen. Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand. Dieses „Dennoch” bringt es auf den Punkt: Auch wenn nicht alles so verläuft, wie wir es gerne hätten – trotzdem will ich an Gottes Hand mein Leben führen.

Sie, liebe Paten und Eltern, haben die Aufgabe übernommen, den beiden Mädchen auf diesem Weg an der Hand Gottes beizustehen. Da kann das, was ich heute angesprochen  habe, ein Baustein sein. Aber letztlich ist es wie immer in der Erziehung: Unsere Kinder lernen, indem sie von unserem Leben abschauen.

Wie wir damit umgehen – mit der Frage nach Gott.
Sie erkennen, ob wir verzagt oder mit Vertrauen auf Gottes Schutz unseren Weg gehen.
Sie lernen von uns, wie wir mit Krisen und versperrten Wegen umgehen.
Sie schauen sich bei uns ab, ob wir bei Entscheidungen fürs Leben nach christlichen Maßstäben fragen.

Ich wünsche Ihnen, den beiden Mädchen und uns allen, dass uns Gottes Hände schützen, und dass wir den Mut haben Gottes Hände auf unserem Lebensweg zu ergreifen.

Amen

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